Abstract
ZusammenfassungIm Mittelpunkt dieses Beitrags stehen performative Artikulationen von Psychiatriekritik bei Demonstrationen: Wir betrachten Mad Pride-Paraden, die in verschiedenen deutschen Städten seit 2013 durchgeführt werden, in Relation zu Aktionen der Bremer „Blauen Karawane“ – einer Bewegung, die in den 1980er Jahren im Zuge der Auflösung einer psychiatrischen Großklinik entstand. Obwohl sie in unterschiedlichen zeitlich-lokalen Kontexten situiert sind, setzen beide auf Formen des Straßenprotests, um die Grenzziehung zwischen „normal“ und „verrückt“ infrage zu stellen und die gleichberechtigte Anerkennung psychischer Alterität voranzubringen. Eine detaillierte Untersuchung der Aktionsformen unterstreicht die Bedeutung von karnevaleskem Feiern, Provokationen und Spektakel für beide Formen der Psychiatriekritik. Wir argumentieren, dass diese Formen Kritik erfahrbar und zugleich Entwürfe einer anderen – besseren – Gesellschaft greifbar machen. Um diese Aspekte herauszuarbeiten, greifen wir auf queer- und gendertheoretische Überlegungen sowie auf Ansätze der Performance Studies zurück. Die Betrachtung von Mad Pride-Paraden und Blauer Karawane in ihren jeweiligen Kontexten offenbart Ähnlichkeiten in der Art und Weise, wie Kritik am Ausschluss von psychischer Alterität geübt wird, macht aber auch Unterschiede in Hinblick auf Betroffenheit, Teilhabe und Argumentationen deutlich.
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