Abstract

ZusammenfassungIm ersten Teil werden Probleme und Lösungsansätze einer mediävistischen Korpusforschung skizziert. Ein zentrales Problem besteht immer noch in der unzureichenden Verfügbarkeit von digitalen Texten. Zwar gibt es mit der Mittelhochdeutschen Begriffsdatenbank und einigen vorbildlichen Editionsprojekten begrüßenswerte Ansätze, allerdings wäre bei öffentlich geförderten Editionsprojekten eine digitale Publikationspflicht ohne Schlupflöcher überfällig. Zudem hat die Mediävistik gegenüber der Korpusforschung zu neueren Sprachen noch weitere Nachteile, die zum Teil auf der nicht normierten mittelhochdeutschen Graphie beruhen und zum Teil darauf, dass es weniger bzw. weniger leistungsfähigere Tools und Ressourcen aus dem Bereich der automatischen Sprachverarbeitung für das Mittelhochdeutsche gibt.Im zweiten Teil des Aufsatzes wird exemplarisch ein solches Desiderat aufgegriffen: Die Sentiment-Forschung. Auch hier hat die Mediävistik einen Rückstand aufzuholen, daher wird das erste mittelhochdeutsche Sentiment-Wörterbuch »SentiMhd« vorgestellt. Mit automatischen Verfahren zur Sentimentanalyse wird es möglich, große Korpora oder auch Textabschnitte hinsichtlich positiver oder negativer Stimmungen zu untersuchen. Diskutiert werden dabei Probleme, die sich bei mehrdeutigen, kontextabhängigen oder in Negation stehenden Lemmata ergeben, wenn verschiedene Annotator*innen den gleichen Text hinsichtlich seines Sentimentgehaltes auszeichnen. Solche Mehrdeutigkeiten führen eine automatische Analyse unter hermeneutischen Aspekten an ihre Grenzen. Neben der Evaluation von SentiMhd anhand eines manuell annotierten Korpus werden erste Analysen zu Hartmanns Iwein vorgestellt. Dank annotierter Figurenreferenzen können auch Sentimentwörter im Kontext von Figurenreferenzen erfasst werden. Das Sentiment-Modell deutet darauf hin, dass es im Iwein eher zwei Tiefpunkte gibt (Terminversäumnis und Lunetes Einkerkerung), während die Forschung meist nur eine Krise zwischen dem ersten und zweiten Romanteil sieht. Nach einer Auswertung zu männlichen und weiblichen Hauptfiguren, Zofen und Opponent*innen schließt ein exemplarischer Makro-Blick auf verschiedene vier verschiedene Textsorten die Studie ab.

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