Abstract
Der ca. 1445 von Nikolaus von Kues verfasste Dialog »De Deo abscondito« widmet sich der erkenntnistheoretischen Frage, ob Gott und was von ihm erkannt werden kann. Damit führt der Kusaner seine Überlegungen insbesondere aus seinem Hauptwerk »De docta ignorantia« fort. Wie dort, so kommt er auch in diesem Dialog zu dem Schluss, Gott als derjenige, der alle Gegensätze in sich vereinige, könne weder via positionis noch via negationis erkannt und beschrieben werden. Vielmehr sei Gott vor aller sagbaren Wahrheit und mehr noch: vor allem Gedanken, der über ihn gedacht werden könne. Darin übertrifft der Kusaner den Anselm'schen Gottesbeweis. Gerade in der Nichterkennbarkeit (und damit der Nichtbeweisbarkeit) erweise sich die Existenz Gottes und liege der Grund, ihn anzubeten. Das Wesen Gottes bleibt für den Menschen in der absconditas. Die Frage, ob die Rede vom verborgenen Gott bei Nikolaus von Kues auf Luther gewirkt habe, lässt sich historisch nicht eindeutig klären, dürfte aber eher unwahrscheinlich sein. Theologisch liegt jedenfalls keine Beeinflussung vor, da Luthers Rede vom deus absconditus kein erkenntnistheoretisches Problem lösen will, sondern in den Kontext des Willens Gottes im Gegenüber zum menschlichen Willen gehört und damit eine soteriologische Frage, von der Offenbarung in Christus aus gedacht, beantwortet.
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