Abstract

Zum Thema Mutterschaft entstand nach der Publikation der Studie #regrettingmotherhood (Donath 2015) eine öffentliche Diskussion um ambivalente Gefühle in Zusammenhang mit Mutterschaft. Der Beitrag verfolgt die These, dass diese Ambivalenz lange tabuisiert worden ist und es an entsprechendem Vokabular und an Ausdrucksmöglichkeiten fehlt. Eine sprachliche Annäherung findet indessen in der aktuellen Literatur statt. Daher werden Schilderungen der Mutterschaftserfahrung in drei europäischen Romanen untersucht: Still leben (2018) von Antonia Baum, Sight (2019) von Jessie Greengrass und Toucher la terre ferme (2022) von Julia Kerninon. Eine Analyse der literarischen Erzählungen geschieht vor dem Hintergrund des kanonischen Texts der feministischen Mutterschaftsforschung Of Woman Born von Adrienne Rich aus dem Jahr 1976 und mit Rückgriff auf Richs Methode einer Kombination aus phänomenologischer Beschreibung und theoretischer Reflexion. Aus der Interpretation der literarischen Schilderungen ergeben sich Vorschläge für Beiträge zu Neukonzeptionen in der Mutterschafts- sowie der Bildungstheorie: (1) Der Eintritt in die Mutterschaft als Erfahrung der Entfremdung der Zeit, des Raums und des Selbst, (2) Mutterwerden als Identitätsbildungsprozess, (3) Gefühle des Versagens, der Wut und des Hasses korrelieren mit gesellschaftlichen Bedingungen, (4) Mutterliebe könnte als eine Summe von Handlungen und als bedingungslose Übernahme von Verantwortung gedacht werden.

Full Text
Published version (Free)

Talk to us

Join us for a 30 min session where you can share your feedback and ask us any queries you have

Schedule a call