Abstract
Zusammenfassung Im Fokus des Beitrags stehen Friktionen an der Schnittstelle zwischen Jobcentern (JC) und Deutscher Rentenversicherung (DRV). Wir analysieren die organisationale Logik, nach der Arbeitslosigkeit bearbeitet wird. Welche Kooperationsfriktionen erwachsen aus differenten Organisationskulturen und wie thematisieren die Professionen diese? Grundlage sind zum einen Interviews mit Fachkräften, die in einem Modellprojekt die Zusammenarbeit erproben. Daneben prüfen wir an einem Fallbeispiel zur Übergangsgeldproblematik, wie die Akteure mit Herausforderungen umgehen. Ausgewertet wird mit der Dokumentarischen Methode. Es zeigt sich, dass JC und DRV in unterschiedlichen Institutionalisierungen von Leitideen gründen (aktivierende Arbeitsvermittlung vs. Rentenansprüche nur für Erwerbsunfähige), differente normative Isomorphien in Bezug auf organisationsspezifische (Hochschul-)Ausbildungen und formalisierte Routinen aufweisen. Unterschiedliche Routinen führen nicht notwendigerweise zu Friktionen, da sie mit unterschiedlicher Intensität (bei Dominanz des JC) praktiziert werden. Der zeitliche Handlungsdruck des JC-Alltags wird durch eine Orientierung an „Fördern und Begleiten“ aufgelockert. Friktionen der Leitideen sind durch die Hartz-Reformen reduziert worden, da nun auch im Reha-Bereich eine Erwerbsorientierung dominiert. Die Friktionen konnten mit gezielten Öffnungen, speziellem Personal und Interaktionsforen gut bearbeitet werden. Schnittstellenprobleme aufgrund von (zeitlichen) Zuständigkeiten (Übergangsgeldproblematik) waren trotz intensiven Austausches auf Netzwerkebene nicht lösbar.
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