Abstract
Seit 2009 verzeichnet Deutschland einen Rückgang öffentlicher Apotheken, welcher das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) dazu veranlasste, ein Projekt zur Analyse der Apothekenversorgung in Bayern zu beauftragen, welches vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) fachlich-administrativ begleitet wird. Ein Teilprojekt befasst sich dabei mit der Schätzung des Bedarfs an Apotheken und Apothekenpersonal basierend auf Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung. Um für die Bedarfsschätzung relevante Besonderheiten des Apothekenmarktes zu erfassen, wurden sieben semi-strukturierte Interviews mit Akteuren der Selbstverwaltung und Leistungserbringenden geführt und anschließend induktiv kodiert. Insgesamt erachteten die Expert:innen die Kenngröße der Anzahl der zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse abgegebenen Arzneimittel als geeignet, um die Leistungen einer Apotheke zu quantifizieren. Sie empfahlen jedoch die Berücksichtigung bestimmter Zusatzleistungen, wie zum Beispiel die Abgabe von Over-the-Counter-Arzneimitteln oder andere zeitlich aufwändige Tätigkeiten, wie die Zubereitung von Rezepturen oder Zytostatika. Darüber hinaus erachteten die Expert:innen es als sinnvoll, alle öffentlichen Apotheken, unabhängig von ihrem Zusatzversorgungsauftrag zu berücksichtigen. Die personelle Zusammensetzung von Apotheken wurde aufgrund der Vielzahl an Einflussfaktoren als hochgradig individuell bezeichnet und eine Abgrenzung der Verordnungstätigkeit zwischen pharmazeutisch-technischen Assistent:innen und approbierten Apotheker:innen als komplex erachtet. Die Expert:innen betonten außerdem die Bedeutung der Erreichbarkeiten für die Bedarfsschätzung und erachteten Zeitspannen bis 30 Minuten als maximal zumutbar. Als alternativen Ansatz der Bedarfsschätzung bewerteten die Interviewpartner:innen die Festlegung einer Verhältniszahl der Einwohner:innen, die eine Apotheke bedienen kann, als schwierig ad hoc zu beziffern und außerdem stark abhängig von bevölkerungs- und apothekenbezogenen Faktoren. Um der potenziell durch die Bedarfsschätzung identifizierten Unterversorgung in einzelnen Regionen entgegen zu wirken, sprachen sich die Befragten insbesondere für finanzielle Anreize aus. Der Großteil der befragten Expert:innen befürwortete die angestrebte Methode einer Bedarfsschätzung und konnte durch die Hervorhebung von Besonderheiten des Apothekenmarktes zusätzliche wertvolle Einblicke liefern.
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