Abstract

HintergrundDie stetig wachsende Zahl der Notarztanforderungen und der geringe Anteil indizierter Einsätze führen zum Attraktivitätsverlust des Notarztdienstes, was sich vielerorts bereits durch nichtbesetzbare Notarztdienste bemerkbar macht. Vorliegende retrospektive Analyse evaluiert die Häufigkeit notärztlicher und medizinischer Maßnahmen in einem bodengebundenen Notarztsystem.MethodeRetrospektive Analyse anonymisierter Daten aus der Datenbank des Notarztstützpunkts LKH Univ.-Klinikum Graz. Die von Notärztinnen und Notärzten zwischen 2010 und 2018 absolvierten Einsätze wurden extrahiert, durchgeführte Maßnahmen evaluiert und je nach Schwierigkeitsgrad in 3 Kategorien aufgeschlüsselt: spezifische notärztliche Maßnahmen (Kategorie I), allgemein-medizinische Maßnahmen (Kategorie II), keine ärztliche Tätigkeit (Kategorie III). Die Häufigkeiten des Auftretens dieser Kategorien zwischen den Jahren wurden verglichen und Inzidenzen einzelner Maßnahmen pro 100.000 Einwohner errechnet.ErgebnisseIm Beobachtungszeitraum wurden 15.409 Primäreinsätze und 322 Sekundärtransporte extrahiert und analysiert. Die jährliche Einsatzrate stieg beinahe kontinuierlich von 1442 Einsätzen 2010 auf 2301 Einsätze 2018. Bei 3687 (23,4 %) Stornierungen kam es zu 12.044 Patientenkontakten. Insgesamt wurden 2842 (18 %) Einsätze der Kategorie I, 7371 (47 %) Einsätze der Kategorie II sowie 5518 (35 %) Einsätze der Kategorie III verzeichnet. Die Häufigkeit für notärztliche Maßnahmen kann daher auf 157/100.000 Einwohner, die medizinischer Maßnahmen auf 409/100.000 Einwohner geschätzt werden.SchlussfolgerungIn einem Großteil aller Alarmierungen ist keine spezifisch notärztliche Maßnahme erforderlich. Somit erscheint das aktuelle Modell der präklinischen Versorgung nicht patientenorientiert und effizient. Der niedrige Anteil kritisch kranker bzw. schwer verletzter Patientinnen und Patienten führt bereits merkbar zum Attraktivitätsverlust bei den Notärzten und auch zu einer drohenden Qualitätsproblematik durch zu geringe Einsatzerfahrung und fehlendem Training.

Highlights

  • The continuous rise in calls for emergency physicians and the low proportion of indicated missions has led to a loss of job attractiveness, which in turn renders services in some areas unable to sufficiently staff units

  • Allerdings zeigen diese Zahlen auch deutlich auf, dass die in manchen Ländern bestehenden Versorgungskonzepte mit „Berufsnotärzten“ in Österreich nicht sinnvoll erscheinen, da aufgrund der geringen Inzidenz die im Notfall erforderlichen Fertigkeiten im Rettungsdienst weder erlernt noch trainiert werden können

  • Scand J Trauma Resusc Emerg Med 18:1–9

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Summary

Der Anaesthesist

Auf der anderen Seite müssen die Befürworter des frankogermanischen Modells des flächendeckenden Notarztwesens erkennen, dass das große „Angebot“ an Notarztmitteln zu einem kontinuierlichen, fast unkontrollierbaren Anstieg von Alarmierungen geführt hat. Diese Studie soll die Notarzteinsätze nicht als „indiziert oder nicht“ bewerten, sondern die tatsächlich von den Notärztinnen und Notärzten im Einsatz gesetzten Maßnahmen an einem bodengebundenen Notarztstützpunkt im Hinblick auf die Fragestellung untersuchen, ob für die Akutversorgung unbedingt die doch hochkomplexe Ausbildung zum Notarzt erforderlich war, um so die derzeitige Verwendung notärztlicher Ressourcen zu charakterisieren und zukünftige Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Das Notarztsystem des LKH-Univ.-Klinikum Graz ist Teil des gesamten Versorgungskonzepts für den Großraum Graz und betreut einen Einzugsbereich von ca. Diese Studie ist eine retrospektive Analyse von Einsatzdaten des Notarztsystems des LKH Univ.-Klinikum Graz, welche anonymisiert aus der elektronischen Einsatzdatenbank extrahiert wurden.

Ethische Implikationen
Kategorie III Kategorie II Kategorie I
Interventionen Analgosedierung
Einsatzverlauf Stornierung bei Anfahrt
Leitsymptomorientierte Behandlung
Einhaltung ethischer Richtlinien
Findings
Literatur
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