Abstract

HintergrundDie Anzahl postmortal gespendeter Organe ist in Deutschland weit geringer als der Bedarf. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer optimalen Versorgung während des gesamten Prozesses der Organspende.FragestellungEs existieren internationale Leitlinien und nationale Empfehlungen zu intensivmedizinischen organprotektiven Maßnahmen beim Organspender. Für das anästhesiologische Management fehlen evidenzbasierte Empfehlungen. Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, anhand der vorhandenen Evidenz die pathophysiologischen Veränderungen des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls zu rekapitulieren und sich kritisch mit den empfohlenen Behandlungsstrategien und therapeutischen Zielgrößen auseinanderzusetzen. Auch auf ethische Aspekte der Betreuung des postmortalen Organspenders wird eingegangen.MethodeDiese Übersichtsarbeit basiert auf einer selektiven Literaturrecherche in PubMed (Suchwörter: „brain dead donor“, „organ procurement“, „organ protective therapy“, „donor preconditioning“, „perioperative donor management“, „ethical considerations of brain dead donor“). Internationale Leitlinien und nationale Empfehlungen wurden besonders berücksichtigt.ErgebnisseInsgesamt ist die Evidenz für optimale intensivmedizinische und perioperative organprotektive Maßnahmen beim postmortalen Organspender sehr gering. Nationale und internationale Empfehlungen zu Zielwerten und medikamentösen Behandlungsstrategien unterscheiden sich teilweise erheblich: kontrollierte randomisierte Studien fehlen. Der Stellenwert einer Narkose zur Explantation bleibt sowohl unter pathophysiologischen Gesichtspunkten als auch aus ethischer Sicht ungeklärt.SchlussfolgerungenDie Kenntnisse über die pathophysiologischen Prozesse im Rahmen des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls und die organprotektiven Maßnahmen sind ebenso Grundvoraussetzung wie die ethische Auseinandersetzung mit dem Thema postmortale Organspende. Nur dann kann das Behandlungsteam in dieser herausfordernden Situation sowohl dem Organempfänger als auch dem Organspender und seinen Angehörigen gerecht werden.

Highlights

  • The number of organs donated after brain death in Germany is far lower than the demand

  • Der Mangel an Spenderorganen bedeutet aber auch, dass die organprotektiven Maßnahmen beim postmortalen Organspender („donor after brain death“, DBD) besonders wichtig sind, um eine gute Transplantatfunktion sicherzustellen [35]

  • Den Intensivmedizinern stehen für die organprotektiven intensivmedizinischen Maßnahmen internationale Leitlinien [2, 27, 46] sowie nationale Empfehlungen zur Verfügung [13, 24, 29]

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Summary

Anästhesie zwischen Ethik und Evidenz

Jan Sönke Englbrecht1 · Christian Lanckohr2 · Christian Ertmer1 · Alexander Zarbock. Fragestellung: Es existieren internationale Leitlinien und nationale Empfehlungen zu intensivmedizinischen organprotektiven Maßnahmen beim Organspender. Ergebnisse: Insgesamt ist die Evidenz für optimale intensivmedizinische und perioperative organprotektive Maßnahmen beim postmortalen Organspender sehr gering. Es fehlen allerdings evidenzbasierte Leitlinien und Empfehlungen für das organprotektive perioperative anästhesiologische Management. Der Mangel an Spenderorganen bedeutet aber auch, dass die organprotektiven Maßnahmen beim postmortalen Organspender („donor after brain death“, DBD) besonders wichtig sind, um eine gute Transplantatfunktion sicherzustellen [35]. Den Intensivmedizinern stehen für die organprotektiven intensivmedizinischen Maßnahmen internationale Leitlinien [2, 27, 46] sowie nationale Empfehlungen zur Verfügung [13, 24, 29]. Zum besseren Verständnis werden im Folgenden zunächst Grundprinzipien der organprotektiven Maßnahmen kurz zusammengefasst, und dann wird auf die anästhesiologischen Besonderheiten eingegangen

Organprotektive Maßnahmen beim Organspender
Hämodynamisches Management
Bemerkung protektion
Bei hämodynamischer Instabilität
Endokrinologisches Management
Kristalloide Infusionslösungen
Perioperative Organprotektion
Perioperative Antibiotikaprophylaxe
Anästhesie zur Organexplantation
Einhaltung ethischer Richtlinien
Literatur
Background

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