Abstract

ZusammenfassungDer vorliegende Beitrag verfolgt die Frage, inwiefern sich bei orts- und zeitflexiblem Arbeiten mit digitalen Technologien Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Geschlechterungleichheiten in der häuslichen Arbeitsteilung verändern. Grundlage bilden Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Wandel der Geschlechterverhältnisse durch Digitalisierung“ (Hans-Böckler-Stiftung). Es zeigen sich verschiedene Effekte: So ermöglichen mobiles Arbeiten und Homeoffice es Teilzeitbeschäftigten, ihre vertraglich vereinbarte Arbeitszeit zu erhöhen; flexible digitale Arbeit sorgt für emotionale und zeitliche Entlastungen bei spontanen Notfällen wie Krankheit der Kinder; aber auch der Umfang unsichtbarer und unbezahlter Mehrarbeit steigt. In der Regel kommt es dabei nicht zu einer Neuorganisation oder Umverteilung der unbezahlten Haus- und Sorgearbeiten. Dennoch zeigen sich in Ansätzen Verschiebungen der häuslichen Arbeitsteilung. Der Beitrag stellt die zentralen Ergebnisse des Projekts vor und diskutiert sie hinsichtlich ihrer Implikationen für Geschlechterungleichheiten.Praktische Relevanz: Der Text gibt Aufschluss über aktuelle Erfahrungen mit orts- und zeitflexiblem Arbeiten aus Geschlechterperspektiven. Er liefert Hinweise auf förderliche und hinderliche Bedingungen für einen Abbau der Ungleichheiten in der Zuständigkeit für Beruf und Familie und der Arbeitsteilung in der Familie. Die Ergebnisse können für die Gestaltung betrieblicher Rahmenbedingungen und Regelungen orts- und zeitflexibler Arbeit genutzt werden.

Highlights

  • This paper follows the question to what extent the compatibility of work and family life and gender inequalities in the domestic division of labour change when working with digital technologies in a flexible manner in terms of time and place

  • Auch Technik war und ist bis heute tief vergeschlechtlicht und dabei in vielerlei Hinsicht eine Männerdomäne

  • Transcript, Bielefeld Winker G, Carstensen T (2007) Eigenverantwortung in Beruf und Familie – vom Arbeitskraftunternehmer zur ArbeitskraftmanagerIn. Fem Stud 25(2):277288

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Summary

Einführung

Bereits seit den 1980er Jahren wird immer wieder die Erwartung formuliert, dass Technologien durch die Flexibilisierung von Arbeitsorten und Arbeitszeiten die Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erhöhen sowie zu einer Verringerung der Ungleichheit in der Arbeitsteilung von Frauen und Männern hinsichtlich Careund Hausarbeit führen könnten. Angemerkt sei dabei aus aktuellem Anlass, dass diese Möglichkeiten nicht mit der Situation zu verwechseln sind, die seit März 2020 angesichts der Corona-Pandemie einen großen Teil an Beschäftigten „auf einen Schlag“ ins Homeoffice versetzt hat und in der nach jahrelangen, eher zögerlichen Entwicklungen das Arbeiten von Zuhause nun sehr plötzlich zum Arbeitsalltag geworden ist. Neue Situation wird noch zu untersuchen sein, insbesondere welche Effekte der Umstand, dass sich durch die Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen viele Eltern nun gemeinsam mit den zu betreuenden Kinder zuhause aufhalten und dabei die Anforderungen (gleichzeitiger) Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung sowie „Homeschooling“ gestiegen sind, auf die Arbeitsteilung hat. Nach einem kurzen Überblick über das methodische Vorgehen werden verschiedene Fälle exemplarisch vorgestellt und diskutiert

Fortbestehende Geschlechterungleichheiten in der Arbeitswelt
Technik und die Möglichkeit für Neuverhandlungen
Homeoffice – Ambivalente Effekte auf Geschlechterungleichheiten
Neuverhandlungen durch Digitalisierung?
Methodik
Pragmatische Lösungen
Unsichtbare Mehrarbeit und Vereinbarkeitsleistungen
Neue Anforderungen an die Herstellung von Sichtbarkeit und Kontrollierbarkeit
Diskussion
Literatur
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