Abstract

Solange eine Sprache, die nicht mehr als Muttersprache gelernt wird, fixiert zum weitverbreiteten intellektuellen Gebrauch in einer Gesellschaft weiterlebt, findet sie problemlos Strategien neue Dinge zu benennen (genauso wie lebendige Sprachen). Für Latein ist dieser Zustand in Mittelalter gut bekannt und erforscht. Doch was geschieht, wenn die fixierte Sprache nur mehr in immer weniger gesellschaftlichen Nischen Verwendung findet, wie dies mit Latein ab dem 19. Jh. passiert ? In diesem Beitrag werden Stichproben der Wortbildung aus drei Bereichen analysiert um diese Frage anzugehen : ein Sample von vier Doktorarbeiten des 19. Jhs., ein jesuitisches Philosophielehrbuch des 20. Jhs., sowie das Latein der heutigen Vicipaedia. Die gefundenen vorher nicht attestierten Wörter werden mit den Wortbildungsregeln zeitgenössischer ciceronianischer Antibarbari verglichen. Es zeigt sich, dass ein pragmatisches Vorgehen, das aber oft gegen die Antibarbarusregeln verstößt, lateinische Kommunikation auch in gänzlich neuartigen Themenbereichen problemlos möglich machte und diese auch heute durchaus noch in substantiellem Umfang erfolgreich betrieben wird. Dabei werden oft griechische Wortbestandteile, neue Komposita und Suffixbildungen verwendet um neue Wörter zu bilden.

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