Abstract

Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Analyse der Kapitalmarktwahrnehmung von derivativen Finanzinstrumenten, fur die keine direkten Marktpreise zur Bewertung existieren. Die Bewertung von Derivaten ist mit Blick auf die Verlasslichkeit der Bewertungsmethode problematisch, da den Bewertungsverfahren oft mehrere am Markt nicht beobachtbare Parameter zugrunde liegen. Der Fokus der Analyse liegt auf den systemrelevanten Kreditinstituten in Europa. Die Verflechtungen dieser Banken mit dem Finanzsystem und mit der Weltwirtschaft sind oft sehr komplex, sodass mogliche Kettenreaktionen und Wechselwirkungen schwer einzuschatzen sind. Gleichzeitig weisen systemrelevante Finanzinstitute grose Derivatevolumina in der Bilanz aus, die oft ein Vielfaches des Eigenkapitals ausmachen. Aus dieser Perspektive heraus betrachtet sind die Risiken aus derivativen Finanzinstrumenten hochkomplex. Die Risikowahrnehmung von Derivaten auf dem Kapitalmarkt wird anhand von zwei umfangreichen Studien ausfuhrlich analysiert. Die Arbeit enthalt zusatzlich eine Einfuhrung in die theoretischen und normativen Grundlagen. In der ersten Studie werden Informationen zur Modellbewertung von Derivaten bei ausgewahlten europaischen Banken hinsichtlich der Wertrelevanz fur den Kapitalmarkt analysiert. In den Fokus rucken die Derivate, welche nach IFRS 13 in die Fair Value Bewertungshierarchiestufen 2 und 3 eingegliedert werden. Die Wertrelevanz wird fur die Fair Value Hierarchiestufe 2 empirisch nachgewiesen. Daruber hinaus ergibt sich einen positiven Zusammenhang zwischen der Marktkapitalisierung und dem Nominalbetrag der in der Bewertungshierarchiestufe 2 ausgewiesenen Derivate. Dies konnte dahingehend interpretiert werden, dass Investoren die Derivate der Hierarchiestufe 2 auch als eine wichtige Profitabilitatsquelle betrachten. Es ergeben sich keine statistisch signifikanten Ergebnisse fur die Derivate der Fair Value Hierarchiestufe 3. Die zweite Studie analysiert anhand eines Experiments, wie die Teilnehmer mit Finanzanalystenausbildung die derivativen Finanzinstrumente in den Bilanzen von systemrelevanten Banken aus Risikoperspektive wahrnehmen. Konzeptionell wurde das Experiment nach dem Prinzip „between subjects“ fur die jeweilige Bewertungshierarchiestufe strukturiert. Der Anteil von Derivaten in der Bilanz wurde nach dem Prinzip „within subjects“ variiert. Die Erfassung der Risikowahrnehmung erfolgt uber drei abhangige Variablen. Die Teilnehmer machen eine klare Unterscheidung zwischen den einzelnen Bewertungshierarchiestufen, welche wie eine Art Risikoskala wirken. Es wird auserdem fur die Fair Value Hierarchiestufen 2 und 3 empirisch nachgewiesen, dass grose Derivatevolumina in den Bilanzen von Banken als Risiko wahrgenommen werden. Je groser der Derivate-Anteil in der Bilanz von Banken ist, desto hoher wird das Risiko in Verbindung mit der Bank wahrgenommen. Diese Erkenntnisse sind aus dem Blickwinkel der Banken und der Regulierungsbehorden fur die zukunftige Entwicklung sehr wichtig.

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