Abstract

Während sich in der Literatur unzählige Arbeiten zum Thema Prozessökonomie finden las-sen, gibt es deren nur wenige im Kontext der Rechtspflege. Dieser Artikel bzw. die zugrunde-liegende Untersuchung widmet sich dieser Thematik.In jedem Bezirk des Kantons Zürich besteht für Zivil- und Strafverfahren ein Bezirksgericht. Diese sind voneinander unabhängig, haben aber im Wesentlichen die gleichen Aufgaben, welche sich nach dem Gesetz über die Gerichts- und Behördenorganisation im Zivil- und Strafprozess richten. Ihre Leistungsprozesse sind somit miteinander vergleichbar. Hinsichtlich der Verfahrensdauer dieser Prozesse werden zwischen den Bezirksgerichten beträchtliche Unterschiede festgestellt.In einer Untersuchung wurde sich mit der Frage befasst, inwiefern Prozessabläufe optimiert werden können, damit an allen Gerichten Best Practices erlangt und Ineffizienzen vermieden werden. Es wurde angenommen, dass die verschiedenen Arbeitsprozesse eine wesentliche Ursache für die Unterschiede bei der Verfahrensdauer sind. Auf der Grundlage einer Analyse der Geschäftskennzahlen wurden diejenigen Verfahrens- bzw. Geschäftsarten ermittelt, die unterschiedliche Verfahrensdauern und in einer beträchtlichen Anzahl bei jedem Gericht jähr-lich bearbeitet werden und somit eine gewisse Relevanz haben. Zudem wurde auf die Bewer-tung von Experten bezüglich Standardisierbarkeit von Prozessen abgestützt. Dafür fand eine Analyse der Statistikdaten statt. Zur Erhebung des Ist-Zustandes wurden Einzelinterviews mit Prozessbeteiligten durchgeführt. Die dadurch erhobenen Daten wurden schliesslich in fünf Themenbereiche (1. Rahmenbedingungen, 2. operativer Prozessablauf, 3. Kommunikation/ Zusammenarbeit, 4. Kultur, 5 Service public) eingeordnet. So konnte eine gesamtheitliche Sicht erlangt werden. Anhand der gewonnenen Informationen wurden die Ist-Prozesse nach der Methode BPMN 2.0 modelliert.Die Prozessmodelle bzw. -abläufe wurden miteinander verglichen und bewertet. Dies zeigte auf, dass die Prozessabläufe an den verschiedenen Gerichten bezüglich Komplexität unter-schiedlich gestaltet werden. Es bestätigt somit die Annahme, dass die Unterschiede bei den Arbeitsprozessen eine wesentliche Ursache für die Unterschiede bei der Verfahrensdauer sind. Ausserdem zeigte sich, dass jenen Gerichten, die laut Geschäftskennzahlen kurze Ver-fahrensdauern aufweisen, auch effizientere Prozessabläufe attestiert werden können. An-hand der gewonnenen Erkenntnisse entstanden schliesslich Soll-Prozessmodelle und damit eine Grundlage für Handlungsempfehlungen.

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