Abstract

Das Heim der Familienlosen. Die Unterkunft des Immigranten wirft ein verräterisches Licht auf die Vorstellung, die man sich vom Immigranten-Dasein macht ; sie enthüllt zugleich, was der Immigrant ist oder vielmehr, was aus ihm gemacht worden ist. Im Besonderen zeichnet sich das «Heim fur Immigranten-Arbeiter» durch seinen Charakter einer «Notunterkunft» aus, das heifit einer Wohnstatt, die provisorisch erbaut wurde fur Dringlichkeitsfälle, für provisorische Bewohner ohne Familie. Es läßt sich in keine konkrete juristische Kategorien einordnen : es ist weder Hotel noch möblierte Wohnung. Zwar stellt es sjch als Gemeinschaftsstätte vor, ist tatsächlich aber nur ein Ort, wo isolierte Individuen oder Gruppen von Individuen zusammengebracht werden, die sich ebenso in bezug auf ihren bisherigen Werdegang und gerade verfolgten Weg unterscheiden wie hinsichtlich der Sozialgeschichte der jeweiligen nationalen Emigrationsbewegung. Das Heim, das sich nach einem administrativen, nur die Individuen abstrakt als solche berücksichtigenden Prozeß füllt, ist gegenüber dem Logierhaus oder der möblierten Wohnung, wo aus der gleichen Gegend stammende, sich bereits kennende oder sogar verwandte Immigranten aufgenommen werden, was die Siedlung des sozialen Wohnungsbaus, blofie kollektive Wohnstätte, gegenüber dem Barackenviertel, einem Zentrum von Gemeinschaftsleben, ist. Statt sie zusammenzuführen und zu einen, isoliert das Heim die Bewohner innerhalb des Heims untereinander, aber auch gegeniiber den anderen Immigranten ; zudem zwingt es einen Lebensstil auf, den sich nicht aile Bewohner leisten können.

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