Abstract

Ziel des Beitrags ist zu untersuchen, welche Bedeutungsvalenzen der Heimatbegriff im Roman von Juli Zeh "Corpus Delicti" hat und wie sich diese je nach Perspektive der einzelnen Figuren verschieben. Die Autorin des Beitrags stellt die These auf, dass die Heimat-Kategorie in diesem Text vor allem als spezifischer Werteraum fungiert und dementsprechend semantisiert wird. Insofern sind die im Roman dargestellten Heimaten nicht primär geographisch-räumlicher, sondern vor allem normativer und sozialer Natur. Um dies zu verdeutlichen, wird anhand einzelner Figuren und ihres Verhältnisses zu den im Roman geschilderten Werteräumen die Spannung zwischen den zwei im Text dargestellten Welten dargestellt: Damit ist erstens die dargestellte Realität gemeint, die in der zweiten Hälfte des 21. Jh. spielt, und zweitens die von bestimmten handelnden Figuren idealisierte Welt des 20. Jh., an die jedoch nur noch nostalgisch erinnert wird. Die vorgeschlagene Lesart von Zehs Roman erweist sich zudem und nicht zuletzt als inspirierend für aktuelle gesellschaftlich-politische Debatten. Denn es wird gegenwärtig zur Tendenz, dass sich Individuen in modernen Gesellschaften immer weniger ortsverbunden fühlen, und stattdessen finden sie ihre eigentlichen Heimaten immer häufiger in Wertesystemen, die sie teilen.

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