Abstract

Die Gebärde ist bei Rilke wie bei Simmel eine zentrale Kategorie der Rodin-Rezeption, und sie ist in vielerlei Hinsicht mit dem Arbeits-Begriff verbunden. Indem Rilke sowohl die Gebärden des Bildhauers bei der Arbeit als auch die Gebärden seiner Figuren beobachtet, entdeckt er die unbewusste Dimension, die in ihnen am Werk ist. Für Simmel wiederum ist Rodin einer der ersten, der Arbeitsgesten als Motiv in die Bildhauerkunst einführt und sie so den rhetorischen Posen der akademischen Tradition entzieht. Wenn Simmel das Verhältnis zwischen natürlichen und konventionellen Gebärden und Rilke das Verhältnis zwischen neuen und alten Gebärden untersucht, stellt sich die Frage, was in der Gebärde arbeitet : besonders Rilke entdeckt hier ein unbewusstes kulturelles Gedächtnis, das dem nahekommt, was Warburg das Nachleben der Antike nannte, das er in den Pathosformeln verkörpert sah.

Full Text
Published version (Free)

Talk to us

Join us for a 30 min session where you can share your feedback and ask us any queries you have

Schedule a call