Abstract

HintergrundDie Qualität eines Rettungssystems zeichnet sich auch durch den effizienten Einsatz seiner personellen und Fahrzeugressourcen aus. So können im berechtigten Fall Stornierungen des anfahrenden Notarztes durch den Rettungsdienst (RD) ebenso sinnvoll sein wie Übergaben des stabilen Patienten an den RD. Aufgrund der hohen Zahlen solcher Storno- und Übergabeeinsätze evaluiert diese Studie diese Entscheidungen retrospektiv und zeigt evtl. Auffälligkeiten auf. Studienkollektiv waren die 10.278 Notarztalarmierungen der beiden Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) Innsbruck Stadt (städtisch) und Telfs (ländlich) der Jahre 2017 und 2018.MethodeDer Patientenzustand sowie die Rettungsdienstdokumentation wurden beurteilt und die Notarztindikation retrospektiv anhand der klinischen Aufnahmediagnosen im Abgleich mit dem Notarztindikationskataloges der Deutschen Bundesärztekammer (NIKDBÄK) anhand vorgegebener Kriterien wie eingegebener Vitalparameter und/oder des Notfallgeschehens bewertet.ErgebnisseIm zweijährigen Studienzeitraum ergaben sich 2470 relevante Datensätze, davon 1190 Storno- und 1280 Übergabeeinsätze mit gesamt 210 Einsätzen (8,5 %) mit Notarztindikation laut NIKDBÄK. Am NEF Innsbruck fanden mehr Stornierungen statt, und es kam zu mehr Storno- als Übergabeeinsätzen, umgekehrt dazu am NEF Telfs zu mehr Übergabe- als Stornoeinsätzen. An Wochenenden fanden nachts weniger Storno- und Übergabeeinsätze statt. In 284 Protokollen bei Stornierungen (23,9 %) und 339 Protokollen bei Übergaben (26,5 %) war die Dokumentation der Sanitäterprotokolle unvollständig. Patienten mit gegebener Notarztindikation laut NIKDBÄK mussten länger stationär behandelt werden. 35 Patienten nach Storno- (2,9 %) und 35 Patienten nach Übergabeeinsätzen (2,7 %) mussten auf einer Intensivstation aufgenommen werden. Bei den Intensivbehandlungen wurde bei 20 Patienten (1,7 % der Stornoeinsätze) nach einem Stornoeinsatz eine kritische Aufnahmediagnose festgestellt bzw. bei 24 Patienten (1,9 % der Übergabeeinsätze) nach einem Übergabeeinsatz. Bei 40 (3,1 %) Übergabeeinsätzen vom Notarzt an den Rettungsdienst kam es innerhalb von 10 min nach Eintreffen des Notarztes zu einem Folgeeinsatz.SchlussfolgerungDie Einführung eines eigenen standardisierten Notfallindikationskataloges für Österreich erscheint als Vorgabe für Leitstellen und Rettungsdienstpersonal sinnvoll. Storno- und Übergabeentscheidungen müssen sorgsam getroffen werden und sollten QM-gesichert evaluiert werden. Der Dokumentationspflicht im Rettungswesen muss vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Durch intensivere Aus- und Fortbildungen sowie Diagnosefeedbacks könnte die Anzahl an unberechtigten bzw. risikobehafteten Storno‑/Übergabeeinsätzen vermindert werden.Zusatzmaterial onlineDie Online-Version dieses Beitrags (10.1007/s00101-021-01046-y) enthält eine Tabelle mit der Auflistung der Indikationen.

Highlights

  • Human and vehicle resource management indicates a good emergency medical system (EMS)

  • An emergency medical technician (EMT) is the first responder to the emergency, which negates the necessity for an emergency physician (EP) and is just as sensible as handing over a stable patient to the EMT for transport to the hospital

  • The Austrian EMS is utilized by EMTs, in cases of potential life-threatening emergencies the dispatch center dispatches an additional team with an on-board EP

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Summary

Der Anaesthesist

Die Qualität eines Rettungssystems zeichnet sich auch durch den effizienten Einsatz seiner personellen und Fahrzeugressourcen aus. Hintergrund: Die Qualität eines Rettungssystems zeichnet sich auch durch den effizienten Einsatz seiner personellen und Fahrzeugressourcen aus. Bei den Intensivbehandlungen wurde bei 20 Patienten (1,7 % der Stornoeinsätze) nach einem Stornoeinsatz eine kritische Aufnahmediagnose festgestellt bzw. Die österreichische Notarztausbildung besteht aus einem 80-stündigen Notarztkurs sowie dem Absolvieren von 20 präklinischen notärztlichen Patientenversorgungen unter direkter Aufsicht eines verantwortlichen Notarztes und wird nach 33 Monaten klinischer Tätigkeit mit spezifischem Rasterzeugnis mit der Notarztprüfung abgeschlossen. Die Notarztausbildung in Deutschland setzt 24 Monate Weiterbildung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung in einem Krankenhaus, davon 6 Monate Weiterbildung in Intensivmedizin oder Anästhesiologie oder in der Notfallaufnahme an einer Weiterbildungsstätte voraus, woraufhin ein 80-stündiger Notarztkurs und 50 Einsätze unter Anleitung eines verantwortlichen Notarztes absolviert werden müssen [2]. Bewusstseinslage Atemfrequenz Pulsfrequenz Hautzustand Schmerzen Allgemeinzustand bewusstlos < 10 bzw. > 30 pro Minute < 40 bzw. > 140 pro Minute blass, kaltschweißig, zyanotisch „starke Schmerzen“ „schlechter Zustand“

Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Dokumentation im Sanitäterprotokoll
Behandlung auf einer Intensivstation
Tageszeiten und Transportwege
Sanitäterprotokoll ausgefüllt
Background
Einhaltung ethischer Richtlinien
Findings
Literatur
Full Text
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