Abstract

Die Sozialen Bedingungen der Bodenfruchtbarkeit // Post-scriptum — Agronomische und ökonomische Fruchtbarkeit . Der Fortschritt der landwirtschaftlichen und genetischen Techniken hat zu einer wesentlichen Verminderung der ökologischen Zwänge gefiihrt, die das Pflanzenwachstum belasten. Eine sich ändernde regionale Spezialisierung begleitete diesen Fortschritt ; in dem Ausmasse, in dem sich die Landwirtschaft von natürlichen Zwängen befreite, erzeugte die Entwicklung sozialer Zwänge neue Spezialisierungsformen. So war der nach Produkten ungleiche technische Fortschritt von Phänomenen der Differenzierung der Anbau- und Zuchtsysteme nach den Betriebsgrössen begleitet. Die weniger mechanisierten Kleinbetriebe beschränken sich auf Viehzucht, während der Getreideanbau hauptsächlich Sache von Grossbetrieben ist. Die regionale Spezialisierung, die sich so herausbildet, spiegelt weniger ôkologische Fakten wider, als die Art, in der das Wirtschafts- und Sozialsystem zum Aus-druck kommt. Diese Trennung von Vieh - und Pflanzen - zucht hat die Bodenfruchtbarkeit verändert. Das Stroh fehlt in den spezialisierten Viehzuchtgebieten, während in den grossen Anbaugebieten kaum noch Tiere sind ; das Verscharren des Stallmistes hat aufgehört, ein allgemeines Mittel der Humu- serneuerung zu sein. Während diese Praxis in den Viehzuchtgebieten mit weiten Weiden und Wiesen weiterhin zur Aufrechterhaltung des Humusgrades beiträgt, erreicht man dièses Resultat in den grossen Anbaugebieten durch Verscharrung von Stroh, Blättern, Rüben, Pflanzendünger, Kompost, usw. In der Humuserneuerung, die sich bisher hauptsächlich ausserhalb von Austauschbeziehungen abspielte, war die Selbstversorgung der Regelfall, das Getreidestroh spielte dabei die Hauptrole. Sind die Projekte der Vermarktung des Strohs fur den landwirtschaftlichen Gebrauch (Viehfütterung) oder den industriellen Gebrauch (als Energiequelle) keine Gefahr fur die Bodenfruchtbarkeit und das Gleichgewicht der nationalen Humusbilanz ? Da die Anhäufung von Humus ein sehr langsamer Prozess ist, steht sie notwendigerweise in Widerspruch zu einer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, die kurzfristige Lösungen anstrebt. Heute vermehren sich in Frankreich die Zeichen dieses Widerspruchs in armen Böden, aber auch in solchen, die als reich gelten. (Picard und Soissonnais Plateaus z.B.) Diese Zeichen sind gerade in jenen Ländern sichtbar, die die Kolonialherrschaft kannten und wo organische Materie im Tagebau abgebaut wurde. Post-scriptum — Agronomische und ökonomische Fruchtbarkeit. Der Pachtzins, den ein Bauer dem Besitzer einer landwirtschaftlichen Nutzfläche fur deren Bearbeitung zahlen muss, trägt dazu bei, gewisse Kulturen und Vieharten fur die Zucht aufzuzwingen, um die Zahlungen sicherzustellen. In dem Ausmasse, in dem die Bodenfruchtbarkeit gleichzeitig Ursache und Folge der Kultur- und Zuchtsysterne ist, trägt die Bodenrente, von der der Pachtzins nur der sozial sichtbarste Ausdrucht ist, tendenziell zur Bestimmung der Bodenfruchtbarkeit, von der sie wiederum abhängt, bei. Die Frage nach der Beziehung zwischen Bodenrente und Bodenfruchtbarkeit läuft auf die Frage nach den Beziehungen zu den Kultur- und Zuchtsystemen, und so zu den Sozialsystem, das diese hervobringt, hinaus. Die wirtschaftliche Analyse dieser Beziehungen kann von einer Theorie der langfristigen Wirtschaftsentwicklung des Sozialsystems geleistet werden. Da es sich hier um das kapitalistiche System handelt, muss man notwendigerweise überprüfen, ob die Schriften von Marx jene theoretischen Instrumente beinhalten, die zur Lösung dieses Problems führen.

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