Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Im Jahr 2003 wurden in Deutschland die Disease-Management-Programme (DMP) im ambulanten Bereich zur Verbesserung der Versorgung chronischer Erkrankungen eingerichtet. Bislang liegen nur wenige Untersuchungen hinsichtlich der Akzeptanz, Einstellungen und Erfahrungen von Hausärzt*innen in Bezug auf DMP vor. Ziel der Arbeit Die Studie beleuchtet anhand eines aktuellen Meinungsbildes, welche Standpunkte Hausärzt*innen in Bezug auf DMP vertreten, welche Erfahrungen sie in der praktischen Versorgung gemacht haben, wie sie den konkreten Nutzen von DMP beurteilen und welche Verbesserungen sie sich für die Zukunft wünschen. Material und Methoden Zwischen März und September 2023 wurden 44 halbstandardisierte Interviews mit Hausärzt*innen in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen geführt. Ergebnisse Die Interviewten setzen DMP verbreitet ein. Es besteht ein hohes Maß an Zufriedenheit mit den Programmen, die nach Ansicht der Befragten zu verbesserter Versorgung beitragen. Die Kombination aus kontinuierlicher Patient*innenbetreuung und Evidenzorientierung wird als großer Vorzug erachtet; der Nutzen für eine gesteigerte Awareness und Compliance wird hoch eingeschätzt. Ebenfalls wird konstatiert, dass die diagnostischen und therapeutischen Kenntnisse durch die DMP-Teilnahme erweitert werden konnten. Viele Interviewte richten sich inzwischen nach den DMP-Empfehlungen. Demgegenüber werden Handlungsvorgaben von DMP oft als zu starr erlebt. Weitreichende Dokumentationspflichten und eine nicht immer gegebene Hausarztkonformität führen mitunter zu Zeit- und Ressourcenproblemen. Die Kooperation mit fachärztlichen Kolleg*innen im DMP-Kontext wird als verbesserungsbedürftig erlebt. Schlussfolgerung Die DMP sind inzwischen fester und breit akzeptierter Bestandteil in der hausärztlichen Versorgung chronischer Erkrankungen. Zugleich sollte weiter an der Optimierung der Programme gearbeitet werden, sodass diese noch unkomplizierter in der Primärversorgung Einsatz finden können. So wäre es günstig, Hausärzt*innen größere Handlungsspielräume zu eröffnen und den Dokumentations- und Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Ein größeres, differenzierteres Angebot an Pflichtschulungen könnte helfen, die Delegationskomponente innerhalb von DMP zu stärken. Auch eine stärkere Einbeziehung von Hausärzt*innen im Prozess der DMP-Weiterentwicklung sollte ins Auge gefasst werden.

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