Abstract
Zusammenfassung Hintergrund Während der Coronapandemie waren Schüler*innen mit einer Flut von Informationen zur Gesundheit und zur Coronapandemie konfrontiert. Der adäquate Umgang mit Gesundheitsinformationen setzt (digitale) Gesundheitskompetenz voraus. Ziel des Beitrags ist daher, das Informationssuchverhalten und das Ausmaß der digitalen Gesundheitskompetenz (dGK) von Schüler*innen in Deutschland während der Coronapandemie unter Berücksichtigung ihres sozialen Hintergrunds zu analysieren. Material und Methoden Die Online-Befragung wurde während des dritten Lockdowns, von März bis Juli 2021, in Hessen und anderen Bundesländern durchgeführt. Der Feldzugang erfolgte in weiterführenden Schulen, Verbänden und Sportvereinen. Der Online-Fragebogen wurde von N = 1096 Schüler*innen der Klassenstufe 6 bis 13 aufgerufen und n = 361 Schüler*innen vollständig ausgefüllt. Es wurden das gesundheitsbezogene Informationssuchverhalten (internetbasierte Quellen für Gesundheitsinformationen, [digitale] Quellen für Informationen zur Coronapandemie), die dGK (Digital Health Literacy Instrument [DHLI]) sowie soziodemografische und -ökonomische Hintergrundmerkmale (Geschlecht, Alter, zuhause gesprochene Sprache, Schulform, subjektiver Sozialstatus) erfasst und mittels uni-, bi- und multivariater Analysen mit SPSS ausgewertet. Ergebnisse Nach Gesundheitsinformationen zum Coronavirus im Internet suchten regelmäßig 75,6 % der Schüler*innen. Schwierigkeiten beim Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen gaben 52,6 % der Schüler*innen an. 49,8 % der Schüler*innen berichteten von Schwierigkeiten beim Bewerten der Zuverlässigkeit von digitalen Informationen zum Coronavirus. Die bi- und multivariaten Analysen weisen darauf hin, dass sich die dGK nach dem subjektiven Sozialstatus (SSS) dahingehend unterscheidet, dass Schüler*innen mit niedrigem bzw. mittlerem SSS (OR = 2,57, 95 %-KI: 1,30–5,06, p = 0,006) häufiger Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen zur Coronapandemie aufweisen als Gleichaltrige der Vergleichsgruppen. Die dGK unterscheidet sich nicht signifikant nach soziodemografischen (Geschlecht, Migrationshintergrund) und weiteren sozialen Merkmalen (besuchte Schulform, familiärer Wohlstand). Schlussfolgerung Die Förderung der dGK von Schüler*innen auf Schul- und Individualebene stellt ein wichtiges Anliegen der Prävention und Gesundheitsförderung dar. Durch bildungspolitische Maßnahmen (z. B. durch den „Medienkompetenzrahmen“ für die schulischen Medienbildung in den Bundesländern) sollte es den Schulen ermöglicht werden, die (d)GK im Rahmen der Medien- und Gesundheitsbildung in den Unterricht, Curricula und auf allen Ebenen von und bei allen Akteuren in Schulen (bspw. durch die organisationale Gesundheitskompetenz) zu berücksichtigen.
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