Abstract

Wir untersuchen die Rolle zweier unterschiedlicher Formen sozialer Orientierung für die Integration in soziale Netzwerke. Zum einen ist die Identifikation mit dem Deutschsein ein Aspekt sozialer Identität, der im Sinne der Homophilie die Chance auf Netzwerkkontakte beeinflussen könnte. Zum anderen betrachten wir den Multikulturalismus als eine politische Orientierung, die durch Netzwerke diffundiert. Ausgehend von Argumenten aus der Social Identity Theory und der Theorie der Informationsdiffusion prüfen wir erstens, ob im Sinne der Homophilie die Ähnlichkeit zweier Personen hinsichtlich dieser Orientierungen Einfluss auf soziale Kontakte hat, und zweitens, ob diese Orientierungen unter anderem aus sozialem Einfluss resultieren, die Kontaktpersonen im sozialen Netzwerk ausüben. Wir verwenden für unsere empirische Analyse Daten des CILS4EU Projektes, von denen wir bis zu 40 Schulklassennetzwerke von maximal 875 Schülerinnen und Schülern für die Schätzung von Ko-Evolutionsmodellen für Netzwerke und Personenmerkmale nutzen können. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Identifikation mit dem Deutschsein sowohl Mechanismen der Selektion als auch des Einflusses wirken. So erhöht einerseits eine geteilte soziale Identität die Kontaktchancen, andererseits neigen die Jugendlichen dazu, ihre soziale Identität an ihre Freunde anzupassen. Für multikulturelle Einstellungen finden wir nur den Mechanismus des Einflusses – hinsichtlich dieser Einstellungen ist keine Homophilie festzustellen. Hier wirkt im Wesentlichen nur die Diffusion über sozialen Einfluss. Wir schließen daraus, dass die multikulturellen Einstellungen im Gegensatz zur Identifikation mit dem Deutschsein kein salientes Merkmal für Gruppenidentitäten darstellen.

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