Abstract

In der Adoleszenz vollziehen sich psychodynamische Prozesse der Ablösung und Neugestaltung von Bindungen, in denen die Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechterdifferenz bedeutsam wird. Im Rahmen von Diskursen über männliche Sozialisation wird von als männlich gelesenen Adoleszenten in heteronormativer Manier die Ablösung von der Mutter und die Hinwendung zum Vater als zentral für die Ausbildung einer männlichen Identität postuliert. Diese Argumentationsfigur trägt mit zur gesellschaftlichen Abwertung von Müttern und Weiblichkeit bei. Der Artikel fokussiert kritisch auf Prozesse geschlechtlicher Sozialisation als männlich gelesener Jugendlicher im Kontext von Mutter-Sohn-Beziehungen und hinterfragt die hohe Bedeutungszuschreibung des Vaters. Ausgehend von den Ergebnissen eines qualitativen Forschungsprojekts zu Fürsorgeorientierungen als männlich gelesener Adoleszenter wird dieser Frage vertiefend durch die Analyse des Romans tschick nachgegangen. Die Interpretation des literarischen Textes zeigt, wie eine nicht von Distanz geprägte Mutter-Sohn-Beziehung aussehen kann und wie auf diese Weise ein Raum für eine weniger normative geschlechtliche Individuierung geöffnet wird, die fürsorglich und generativ ist.

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