Abstract

Die differenzialdiagnostische Abklärung von Spasmen der Gesichtsmuskulatur wird in der neurologischen Praxis relativ häufig angefordert. Neben dem gutartigen „Lidflattern” ohne Krankheitswert sind der Blepharospasmus und der Spasmus hemifacialis die häufigsten Krankheitsbilder. Die Diagnose ist überwiegend klinisch zu stellen. Mögliche Differenzialdiagnosen lassen sich meist relativ einfach durch die neurologische Untersuchung oder durch Einsatz elektrophysiologischer und bildgebender Verfahren abgrenzen. Während es sich beim Blepharospasmus um eine Dystonie mit wahrscheinlicher Pathologie im Bereich der Basalganglien handelt, liegt beim Spasmus hemifacialis eine periphere Pathologie vor. Für beide Erkrankungen hat sich trotz der unterschiedlichen Ätiologien die Behandlung mit Botulinumtoxininjektionen als Therapie der Wahl etabliert. Sie ist in den meisten Fällen effektiv, die Nebenwirkungen sind tolerabel und reversibel. Aufgrund der niedrigen Toxindosen ist das Risiko der Bildung neutralisierender Antikörper gering. Probleme treten häufig bei der Behandlung des Blepharospasmus vom palpebralen Typ auf, bei dem die Botulinumtoxinbehandlung häufig nur zu einer mäßigen Symptomverbesserung führt. Beim Spasmus hemifacialis ist die Behandlung des unwillkürlichen Lidschlusses gut möglich; die Injektion der perioralen mimischen Muskulatur infolge der kosmetisch störenden Paresen ist allerdings nur mit Zurückhaltung zu empfehlen. Insgesamt lässt sich bei den meisten Patienten durch die Botulinumtoxinbehandlung eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität erreichen.

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