Abstract

Bei Eingriffen am offenen Herzen kann mit Hilfe der Kardioplegie in tiefer Hypothermie (20° C) die für den Operateur nutzbare Herzstillstandszeit drastisch verlängert werden. Der myokardiale Adenosintriphosphatgehalt von isoliertem menschlichen Myokardgewebe hat nach 120 Minuten erst um 30 % abgenommen, wobei der epikardiale pH-Wert in den kritischen Bereich von 6,2 absinkt. Erst jetzt beginnen schwererwiegende elektronenmikroskopisch faßbare Veränderungen der myokardialen Feinstruktur: nach 120 Minuten ist die Grenze der praktischen Wiederbelebungszeit erreicht. Systematische Myokardtemperaturmessungen sowie die Untersuchung des Intravasalraumes des stillgestellten menschlichen Myokards zeigen, daß Faktoren, die intraoperativ zu einer Aufhebung der Kardioplegie in tiefer Hypothermie führen können, in erster Linie die Auswaschung kardioplegisch wirksamer Substanzen durch unkontrollierte Blutzuflüsse in das Myokard sind, sowie eine unkontrollierte Aufwärmung des Herzens durch die Umgebung. Es werden deshalb Oberflächenkühlung mit kalter, isotoner Mannitol-Lösung und kurze kardioplegische Zwischenperfusionen nach jeweils 45 Minuten Ischämie zur Wiederherstellung von Hypothermie und Kardioplegie empfohlen. Seit Einführung dieser Art der intraoperativen Myokardprotektion konnte die Hospitalsmortalität nach Klappen- und Bypassoperationen auf 2,2 % gesenkt werden.

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