Abstract
ZusammenfassungWie selbstverständlich sprechen wir von Freiheit und Sicherheit. Was aber meinen wir damit? Versuchen wir diese Frage zu beantworten, wird schnell klar: Sowohl in der theoretischen Literatur als auch in der empirischen Wirklichkeit gibt es ganz viele verschiedene Verständnisse. Vor diesem Hintergrund wird im Beitrag die zweiteilige These vertreten, dass es notwendig ist, Ebenen, Erscheinungsformen und Bedeutungen von Freiheit und Sicherheit zu unterscheiden und vielfältige Wechselverhältnisse von Freiheiten und Sicherheiten zu berücksichtigen. Dies wird mit einem Fokus auf die Mikroebene ausgehend von 17 Interviews mit Eltern von (fast) erwachsenen Kindern exemplarisch aufgezeigt. Die Analyse der Schilderungen elterlicher Lebensläufe demonstriert sowohl eine Vielfalt als auch Dynamik der Bedeutungen von Freiheit und Sicherheit. Sie lässt ebenfalls erkennen, dass unterschiedliche Freiheiten bzw. Sicherheiten gleichzeitig anwachsen und schrumpfen können. Dabei variieren erlebbare Freiheiten und Sicherheiten eher graduell als binär zwischen den Zuständen frei/unfrei bzw. sicher/unsicher. Zusätzlich veranschaulichen in den Interviews rekonstruierbare floskelhafte Formulierungen, Verweise auf Allgemeinwissen und Muster, dass ‚Freiheit‘ und ‚Sicherheit‘ soziokulturell präformiert werden. So erfüllen Verweise auf Freiheiten und Sicherheiten auch zahlreiche kommunikative Funktionen, z. B. bei der Identitätskonstruktion oder der Selbstpositionierung, und lassen wiederholt bestimmte Bedeutungsunterschiede zwischen Müttern und Vätern feststellen. All das unterstreicht, dass es nicht nur epistemologisch sinnvoll ist, im Plural von Freiheiten bzw. Sicherheiten zu sprechen, sondern dass auch deren empirisch-ontologische Pluralität und Kontextsensitivität anzuerkennen sind.
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