Abstract

Zusammenfassung Die Reziprozität ist zusammen mit den Prinzipien der Meistbegünstigung und der Inlandgleichbehandlung eines der Hauptelemente der heute in der Welthandelsorganisation (WTO) festgeschriebenen Welthandelsordnung. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob eine auf Reziprozität angelegte Verhandlungsstrategie nicht im Widerspruch zu einer auf Gleichheit und Gemeinsamkeit beruhenden Welthandelsordnung steht. Die reziproke Verhandlungsweise schafft den marktstarken Handelspartnern die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen auf Kosten der marktschwachen Staaten durchzusetzen und zu mehren. Die ersten Abschnitte nehmen eine begriffliche Abgrenzung der Reziprozität vor und zeigen, wie die auf Gegenseitigkeit beruhende Verhandlungsstrategie über das Cordell Hull-Programm in das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) und seine Nachfolgeorganisation WTO eingeflossen ist. Die anschließende Analyse kommt zum Schluß, daß die heute in der WTO verankerte Reziprozität ökonomisch beziehungsweise außenhandelspolitisch kaum zu rechtfertigen ist und merkantilistische Züge aufweist. Auf Wohlwollen und Zustimmung stößt das reziproke Verhandeln allein bei den Politikern und Diplomaten. Die Arbeit schließt mit der These, das Prinzip der Reziprozität im Rahmen der WTO zu streichen.

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