ZusammenfassungHantaviren gehören zur Gruppe der so genannten „emerging viruses“. Die in Europa vorkommenden humanpathogenen Viren rufen ein als „hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom“ bezeichnetes Krankheitsbild unterschiedlicher Schweregrade hervor. Für die Diagnostik von Hantavirusinfektionen werden in der Regel Immunfluoreszenztests unter Verwendung Virus-infizierter Zellen oder Enzymimmunoassays und Immunoblots unter Verwendung rekombinanter Nukleokapsidproteinderivate eingesetzt. Für einen hochsensitiven Nachweis im Enzymimmunoassay ist der Einsatz des jeweiligen homologen Hantavirus-Nukleokapsidproteins notwendig. Zur serologischen Typisierung eignen sich Neutralisationstests, die jedoch in einigen Fällen nur bei Verwendung von Seren aus der späten Rekonvaleszenzphase aussagefähige Ergebnisse liefern. Die Seroprävalenz der Normalbevölkerung in Deutschland beträgt etwa 1%. Bei beruflich exponierten Risikogruppen, wie z. B. Waldarbeitern, wurde eine gegenüber der Normalbevölkerung höhere Seroprävalenz beobachtet. Endemiegebiete für Hantavirusinfektionen befinden sich insbesondere in Baden-Württemberg. In den Jahren 2001–2003 wurden bundesweit jährlich ca. 200 klinisch apparente Hantavirusinfektionen gemeldet. Ergebnisse von Neutralisationstests haben bisher nur Hinweise auf das Vorkommen von humanen Puumala- und Dobravavirusinfektionen, in sehr seltenen Fällen auch auf Infektionen mit Tulavirus gegeben. Bisher wurden in Deutschland nur milde bis moderate Verläufe von Hantavirusinfektionen beobachtet. Bis zu 10% der jährlich gemeldeten, klinisch apparenten Hantavirusinfektionen gehen auf importierte Infektionen zurück. Gegenwärtig liegen nur wenige molekulargenetische Befunde zur Verbreitung von Hantaviren in Deutschland vor. Weitere Untersuchungen an Patienten und bei Nagetieren sind notwendig, um diesbezüglich präzisere Informationen zu erlangen und die Gefährdung der Bevölkerung genauer beurteilen zu können.
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