ZusammenfassungHintergrundFatigue bezeichnet einen andauernden Erschöpfungszustand, der auf eine Infektionskrankheit folgen kann. Sie zählt zu den häufigsten Symptomen beim Post-Covid-Syndrom (PCS). Auch bei psychischen Erkrankungen kann Fatigue auftreten, allerdings ist Fatigue, wie andere chronische Erkrankungen, auch selbst ein Risikofaktor für Depressivität und Ängstlichkeit. Ziel der Analyse ist es, zu untersuchen, inwieweit sich Fatigue und Depressivität/Ängstlichkeit gegenseitig bedingen und ob es Unterschiede zwischen PCS-Betroffenen und vollständig Genesenen gibt.MethodikIn einer Längsschnittuntersuchung mit 3 Messzeitpunkten wurden Versicherte der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, die im Jahr 2020 mit SARS-CoV‑2 infiziert waren, zu Fatigue, Depressivität/Ängstlichkeit und lang anhaltenden COVID-19-Symptomen befragt. Zur Analyse der längsschnittlichen Effekte der beiden Variablen wurde ein kreuzlagiges Paneldatenmodell angewandt.ErgebnisseDie Stichprobe (n = 860) weist zu den 3 Messzeitpunkten einen Anteil von 68,7–75,1 % an PCS-Betroffenen auf. Das Modell zeigt eine Güte von R2 = 61,49 % und durchgehend signifikante Effekte, jedoch unterscheiden sich die kreuzlagigen Pfade nicht signifikant voneinander. Wird danach stratifiziert, ob eine PCS-Symptomatik vorliegt, schwächen sich in beiden Gruppen die kreuzlagigen Effekte ab, während nur in der Gruppe der PCS-Betroffenen die Effekte von Fatigue auf Depressivität und Ängstlichkeit bestehen bleiben.DiskussionDie vorliegenden Ergebnisse zeigen einen wechselseitigen Zusammenhang von Fatigue- und Depressivitäts‑/Ängstlichkeitssymptomatik. PCS-Betroffene könnten von psychotherapeutischen Behandlungen aufgrund ihrer Fatigue profitieren, da dem Entstehen von Depressionen oder Angststörungen vorgebeugt werden kann.
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