AbstractIn dieser Arbeit wird eine Übersicht über bruchmechanische Untersuchungen zur Entstehung und Ausbreitung von Wärmespannungsrissen in einem Segment oder in der Materialgrenzfläche von zwei‐ und dreidimensionalen eingespannten Verbundstrukturen gegeben. Die resultierenden Randwertprobleme der stationären Thermoelastizitätstheorie für ungerissene und gerissene 2‐D‐ und 3‐D‐Zweikomponentenverbunde werden dabei mit Hilfe von Muskhelishvilis Methode der komplexen Potentiale sowie der FE‐Methode gelöst. Für die 2‐D‐Bimaterialien konnten dabei in den entsprechenden Querschnitten orthogonale Scharen von Hauptspannungstrajektorien erhalten werden, die einen Überblick über die thermisch induzierten Eigenspannungsfelder in den Verbundstrukturen vermitteln. Bei Anwendung eines geeigneten Rißausbreitungskriteriums, das auf der numerischen Berechnung der Gesamtenergiefreisetzungsrate einer Mixed‐Mode‐Rißausbreitung beruht, konnten schließlich die Rißwege von Wärmespannungsrissen in 2‐D‐ und 3‐D‐Bimaterialien vorhergesagt werden, die an der Schnittlinie von Materialgrenzfläche und spannungsfreier äußerer Oberfläche entstehen. Dabei zeigten im Fall der scheibenförmigen Zweikomponentenverbunde die theoretisch vorausgesagten Rißwege eine sehr gute Übereinstimmung mit aus zugehörigen Abkühlungsexperimenten erhaltenen Rißpfaden. Die bruchmechanischen Untersuchungen wurden für verschiedene Probengeometrien mit unterschiedlichen Materialkombinationen durchgeführt, die sowohl gleichförmigen als auch ungleichförmigen Temperaturverteilungen unterworfen waren. Als Ergebnis dieser Untersuchungen kann festgestellt werden, daß Wärmespannungsrisse, die sich vollständig in einem Segment eines Bimaterials ausbreiten, der Bedingung GII = 0 an der jeweiligen Rißspitze genügen, während im Falle der Grenzflächenrisse stets eine Mixed‐Mode‐Rißausbreitung vorliegt, bei der die GII‐Werte eine wichtige Rolle spielen. Weiterhin konnte bei Anwendung des vorgeschlagenen Rißausbreitungskriteriums auch der mögliche Rißablenkungswinkel ϑ* einer Grenzflächenrißspitze aus der Grenzfläche ermittelt werden, wobei auch die Dicke der Grenzschicht (interphase) berücksichtigt werden konnte.Schließlich wurden die Einflüsse dreidimensionaler Effekte auf die Wärmespannungsrißausbreitung in rotationssymmetrischen Bimaterialien unter Heranziehung der FE‐Methode sowie des bereits erwähnten Rißausbreitungskriteriums studiert. Dabei weisen die erzielten Ergebnisse für die ermittelten Rißwege sowie die zugehörigen bruchmechanischen Parameter auf einige bemerkenswerte Unterschiede zwischen den 2‐D‐ und 3‐D‐Bimaterialien hin.