Die ländlichen Räume in Südamerika unterliegen in den letzten Jahrzehnten zunehmenden Globalisierungseinfl üssen, die zu einem tiefgreifenden Strukturwandel geführt haben, der bis heute im Gange ist. Dabei sind nicht nur Veränderungen in den wirtschaftlichen Bereichen zu beobachten. Auch sozio-kulturelle, politische und ökologische Sphären werden restrukturiert. Die damit verbundenen Prozesse erfassen somit praktisch alle Lebensbereiche der ländlichen Bevölkerung, so dass Akteure auf lokaler und regionaler Ebene gezwungen sind, sich neu zu positionieren. Die Reaktionen reichen dabei von der aktiven Anpassung an und Integration in globalisierte Wirkungszusammenhänge bis hin zum Rückzug aus den übergeordneten Kontexten und der Erschließung neuer Handlungsoptionen auf lokaler Ebene. Diese vielfältigen Prozesse in den ländlichen Räumen Südamerikas lassen sich in verschiedene Entwicklungsdynamiken diff erenzieren. Die agro-industrielle Entwicklungsdynamik ist charakterisiert durch eine Landwirtschaft,
 in der standardisierte Massenprodukte dominieren, die von Billiglohnarbeitern hergestellt werden und für den Massenkonsum vor allem auf globaler Ebene bestimmt sind. In der postproduktivistischen
 Entwicklungsdynamik fungiert der ländliche Raum hingegen als Konsumraum einer städtischen oder/und globalen Elite, die ihre Freizeit dort gestalten will und ökologische Ausgleichsfl ächen für die „eigene“ degradierte Umwelt benötigt. In der als alternativ bezeichneten
 Entwicklungsdynamik schließlich dominieren eindeutig die lokal-regionalen Akteure, deren
 Hauptaugenmerk auf der Überlebenssicherung der lokalen Bevölkerung, auf der Sicherung der
 ökologischen Ressourcen und auf der Erhaltung der lokalen Gemeinschaft liegt. Diese
 Entwicklungsdynamiken überlagern sich zeitlich und räumlich. Die vielschichtigen kleinräumigen
 Diff erenzierungen sind verbunden mit einer entsprechenden Erweiterung der Funktionen der
 ländlichen Räume im lokalregionalen, nationalen und internationalen Kontext. Ländliche
 Entwicklungsplanung und die darin involvierten politischen Entscheidungsträger stehen damit vor
 neuartigen Herausforderungen, die neue Konzepte und Leitbilder verlangen.
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