Kurzfristige internationale Kapitalbewegungen und die Wirksamkeit der Geldpolitik in einer offenen Wirtschaft - aufgezeigt am Fall Bundesrepublik Deutschland Dieser Beitrag entwickelt ein Modell, um die Fähigkeiten einer Währungsbehörde in einer offenen Wirtschaft zu bestimmen, diskretionären Einfluß auf die inländische monetäre Basis bei einem System fester Wechselkurse auszuüben. Eine vereinfachte Gleichung wurde von dem Modell abgeleitet und dient zur direkten Schätzung der Auswirkungen geldpolitischer Eingriffe auf Kapitalbewegungen mittels Veränderungen in der inländischen Mindestreserve. Dem Modell liegt die Annahme zugrunde, daß in einer Periode kurzfristigen Kapitalmarkgleichgewichts eine Veränderung im inländischen Kreditnachfrageüberschuß, die durch eine Veränderung der Bankenliquidität verursacht wird, sich in Kapitalströme niederschlägt, da Inländer zwischen ausländischen und inländischen Finanzaktiva und -passiva in ihrem Wertpapierbestand substituieren. Diese Veränderungen in den heimischen Wertpapierbeständen treten wahrscheinlich vor den Veränderungen zwischen Rentenwerten, Geldbeständen und Gütern auf. Das Modell wurde für die deutsche Wirtschaft für den Zeitraum von November 1962 bis Mai 1971 angewandt. Danach übernahm die Bundesrepublik Deutschland das System flexibler Wechselkurse. Monatliche Daten wurden bei der empirischen Berechnung des Modells zugrunde gelegt. Da ein wichtiges Instrument deutscher Geldpolitik - nämlich die Veränderung der Mindestreserveanforderungen institutionell nur am 1. eines jeden Monats zum Einsatz kommt, kann der Gebrauch monatlicher Daten das Problem des Simultangleichungs- Bias zwischen den geldpolitischen Veränderungen in der Geldbasis und den daraus resultierenden kurzfristigen Kapitalströmen lösen helfen. Monatliche Daten sind auch besser als Quartalsdaten für den Beweis der Wirkungsdichtung zwischen Kapitalströmen und geldpolitischen Veränderungen der Geldbasis geeignet. Die empirischen Ergebnisse dieses Beitrages zeigen, daß Reaktionen der kurzfristigen internationalen Kapitalbewegungen auf geldpolitische Veränderungen in der Kapitalbasis größenteils innerhalb eines Monats beendet sind, und daß solche Kapitalströme reagieren, um zumindest 57 bis 59 Prozent der geldpolitischen Veränderungen der Geldbasis auszugleichen. Da der Ausgleich nicht vollständig ist, werden die deutschen Währungsbehörden durch die kurzfristigen internationalen Geldströme nicht daran gehindert, eine unabhängige Geldpolitik in einem System fester Wechselkurse zu verfolgen, obgleich es möglich ist, daß gelegentliche Neubewertungen dann vorgenommen werden müssen, wenn diese Unabhängigkeit nur aufrecht erhalten werden kann, wenn es weitverbreitete Erwartungen einer Paritätsänderung gibt.