Zusammenfassung Hilarius De trinitate führt die irenäische Lehre vom solus carnis einen Schritt weiter, besonders im Hinblick auf die eschatologischen Aussichten, die den christlichen Glaubenden erwartet. Die vornehmliche Absicht von Irenaeus in Adversus Haereses war es, den dualistischen Tendenzen verschiedener Formen christlicher Gnosis entgegenzuwirken, und zu diesem Zweck betonte er den Wert der Schöpfung der Materie, einschließlich des menschlichen Körpers bzw. Fleisches. Ein anderer, häufig übersehener Aspekt der Soteriologie des Irenaeus ist die Beobachtung, daß die Welt und die Menschen unvollständig sind. Die endgültige Vollendung des Universums, und die der Menschen im besonderen, ist ein eschatologisches Ereignis, auf das hin alles gerichtet ist. Hilarius nimmt dieses theologische Erbe auf im Angesicht einer neuen und in seinen Augen zerstörerischen Tendenz des Arianismus. Die arianischen und homöischen Autoren des vierten Jahrhunderts argumentierten, daß der Sohn und der Geist nachgeordnete göttliche Geschöpfe seien, die Gott eingesetzt habe, um die Menschheit zu erschaffen und zu retten. Der modus operandi dieser von Hilarius kritisierten Sicht der Erlösung war die moralische Vollkommenheit, wohingegen nach antiarianischer Sicht, die sich im Osten unter der Führung von Athanasius und im Westen unter der von Hilarius formierte, Erlösung mit einer radikalen Vergöttlichung unseres Wesens verbunden war. Während Hilarius nicht ausführlicher über die pneumatische Komponente der Erlösung nachdachte, so benutzte er doch Einsichten von Irenaeus und Athanasius, um eine erneuerte paulinische Perspektive zu präsentieren: die Vergöttlichung oder Verherrlichung des Christen im auferstandenen Körper des verherrlichten Christus. Man kann sogar behaupten, daß Hilarius ein wichtigerer Vertreter der von Paulus stammenden und latent präsenten Vorstellung eines „mystischen Körpers Christi“ war, als gemeinhin anerkannt wird.