Soziale Prozesse und ihre Störungen, z. B. bei Autismusspektrumstörungen und psychotischen Störungen, sind seit jeher zentral für das Fach Psychiatrie. Die letzten Jahrzehnte haben zu beeindruckenden Fortschritten in unserem Verständnis der zugrunde liegenden neurobiologischen Grundlagen geführt, aber auch in der Art und Weise, wie wir soziale Prozesse untersuchen und analysieren. Seit ihrer Einführung bieten die Research Domain Criteria ein leistungsstarkes Rahmenwerk für die Operationalisierung und Unterteilung komplexer sozialer Prozesse in einer Weise, die sowohl neurobiologisch orientierte als auch klinische Ansätze zulässt. In diesem Artikel fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse für jedes der vier grundlegenden Konstrukte der Domäne sozialer Prozesse zusammen und diskutieren sie: (a) Zugehörigkeit und Bindung, (b) soziale Kommunikation, (c) Wahrnehmung und Verständnis des Selbst und (d) Wahrnehmung und Verständnis anderer. Dabei heben wir insbesondere die klinische Relevanz der Erkenntnisse hervor, die auf dem Gebiet der sozialen Neurowissenschaften gewonnen wurden, und diskutieren die daraus resultierende zunehmende Bedeutung transdiagnostischer Konzepte in der angewandten Forschung. Schließlich stellen wir drei innovative Forschungsmethoden vor, die auf den sich beschleunigenden technologischen Fortschritten des letzten Jahrzehnts aufbauen und es zunehmend ermöglichen, komplexe soziale Interaktionen auch unter realistischeren und alltagsnäheren Bedingungen zu untersuchen.