HintergrundDie COVID-19 („coronavirus disease 2019“) stellt Gesundheitssysteme weltweit vor eine große Herausforderung. Mit steigenden Infektionsraten geraten auch Urologen wegen eines Infektionsrisikos mit SARS-CoV‑2 („severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“) bei operativen Eingriffen in den Fokus. Hierdurch entsteht die Notwendigkeit über das Coronavirus sinnvolle und umsetzbare Handlungsempfehlungen zu erstellen.Ziel der ArbeitEs wurde eine umfassende Einschätzung des Infektionsrisikos mit SARS-CoV‑2 bei urologischen Eingriffen erstellt. Auf Basis der Datenlage sowie aktueller Empfehlungen nationaler und internationaler Richtlinien soll einerseits das Infektionsrisiko im Umgang mit humanen Geweben und Stoffen beurteilt und andererseits notwendige hygienische Maßnahmen beleuchtet werden. Letztlich sollen hieraus Handlungsempfehlungen und zu treffende Schutzmaßnahmen für die urologische Praxis abgeleitet und erklärt werden.Material und MethodenIn PubMed, bioRxiv und medRxiv sowie den Datenbanken der WHO und des RKI wurde eine Literatursuche über SARS-CoV‑2 und das chirurgische Prozedere bei infizierten Patienten durchgeführt. Der Zeitraum der Literatursuche war bis 21.04.2020.DiskussionAuf Basis der recherchierten Daten können generelle und spezifische Handlungsempfehlungen für die urologische Praxis abgeleitet werden. Zwar bleibt unklar, ob SARS-CoV‑2 letztlich über die entstehenden Aerosole übertragen wird, aber allgemeine Schutzempfehlungen bieten gerade bei chirurgischen Eingriffen in Zeiten der SARS-CoV-2-Pandemie vermutlich keinen suffizienten Schutz und sollten sorgfältig überdacht werden. Entscheidend dürfte hierbei ein konsequenter Einsatz von FFP-2-Masken, Schutzbrillen und Vollkörperanzug sein. Um eine Kontaminationsbelastung von Luft und Oberflächen einzudämmen, sollen komplexe Filtersysteme (HEPA), der Einsatz von zumindest begrenzt viruziden Oberflächendesinfektionsmitteln und intraoperative Absaugvorrichtungen Verwendung finden. Eine Fokussierung auf wenige, aber optimierte eigens hierfür bereitgestellte COVID-OPs ist nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung sinnvoll. Unter Einhaltung der entsprechenden Handlungsmaßnahmen kann ein für Urologen und medizinisches Personal sicheres Arbeitsumfeld geschaffen werden. Daher sehen die Autoren nach derzeitigem Wissensstand keine Kontraindikation für dringliche und Notfalleingriffe, vorausgesetzt entsprechende Vorsichtsmaßnahmen in ihrer Schutzwirkung werden eingehalten.
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