Ziel der Arbeiten war es, die Auswirkungen rezenter Klimaveranderungen im Meckenheimer Obstbaugebiet mit Hilfe 50-jahriger meteorologischer Aufzeichnungen auf die phanologischen Stadien Blute, Ernte und Laubfall bei Apfel und Birne zu untersuchen: 1. Diese Datenauswertung zeigte den Beginn des rezenten Klimawandels ab 1988: Der erste Abschnitt von 1958–1987 (Periode I) wies nur eine geringe Temperaturanderung (0,42°C kuhler) gegenuber dem langjahrigen, 50-jahrigen Mittel von 9,4°C auf. Darauf folgte von 1988–2007 (Periode II) ein Zeitabschnitt mit Temperaturerhohung (0,66°C warmer), die die phanologische Entwicklung bei Kernobst beeinflusste. 2. Die Jahresmitteltemperaturen der letzten 50 Jahre stiegen von 8,8°C um 1,4°C auf 10,2°C. Im Vergleich von Periode II (10,1°C) gegenuber Periode I (9,0°C) betrug dieser Temperaturanstieg 1,1°C und war im Winterhalbjahr (1,2°C) um 0,2°C hoher als im Sommerhalbjahr (1,0°C). Dieser Temperaturanstieg der letzten 20 Jahre war am starksten in den Wintermonaten Januar (\( + \)1,7°C) und Februar (\( + \)1,8°C), gefolgt von Marz und Mai (je \( + \)1,4°C) sowie den Sommermonaten Juli (\( + \)1,3°C) und August (\( + \)1,6°C) und schwacher in den Herbstmonaten. 3. Bei gleich bleibender Jahresniederschlagshohe von ca. 600 mm nahm die Niederschlagshohe im Februar, Marz und April zu, aber im Mai (−10 mm) und Juli (−7 mm) wahrend der Fruchtentwicklung ab. 4. Die Bodentemperaturen stiegen in den letzten 50 Jahren um 2,6°C und damit starker als die Lufttemperaturen (1,4°C), und am starksten von Januar bis Marz. 5. Die Minimum-Lufttemperaturen stiegen auch um ca. 2,6°C von −6,1°C im Marz 1958 auf ca. −3,5°C im Marz 2007 an. Durch die warmeren Temperaturen im Winter und Fruhling waren die Blutenknospen zur Zeit des Spatfrostes im April in der Entwicklung weiter fortgeschritten und somit in einem frostempfindlicheren Stadium. Bei gleich bleibender Anzahl an Tagen mit Spatfrost und leicht sinkender Minimum-Temperatur im April bleibt das Risiko fur Blutenfrostschaden bei Apfel und bei Birne. 6. Die Verfruhung des Laubfalls war mit durchschnittlich 2–3 Tagen schwacher als die Verfruhung der Ernte und diese mit 3–9 Tagen schwacher als die Verfruhung der Blute mit 10 Tagen, mit deutlichen Sortenunterschieden; damit war das Meckenheimer Obstanbaugebiet im europaischen Vergleich durch den rezenten Klimawandel mittelstark betroffen. Beim Apfel war die Bluhdauer in den letzten 10 Jahren um etwa 4 Tage kurzer; in diesem Zeitraum ging die Bluhdauer von 12–15 Tagen auf 8–10 Tage zuruck; nach warmeren Wintern war die Bluhdauer nicht verlangert. Die mittelfruhen Apfelsorten ‘Roter Boskoop’ und ‘Cox Orange’ waren 3–4 Tage und die Spatsorten 8–12 Tage fruher reif. Zwei Sorten wiesen eine 5–10 Tage langere Fruchtentwicklung auf, wahrend sie bei drei Sorten unverandert blieb – eine regionale Differenzierung nach Obstbaugebieten bzw. Klimazonen ist hier notwendig. Die frostfreie Periode verlangerte sich um ca. 6 Tage. Der Laubfallbeginn veranderte sich bei 3 Apfelsorten nicht, war aber bei 2 Sorten 4–9 Tage fruher; der Zeitraum zwischen Ernte und Laubfall verlangerte sich bei Apfel um 2–7 und bei Birne um 11 Tage, was bei gunstiger Witterung positiv fur die Nahrstoffeinlagerung angesehen wird. 7. Da die Veranderung der auf Temperatur bezogenen Vegetationsperiode die beobachteten Klimawirkungen bei Kernobst nicht ausreichend erklarte, wurde hier eine „pomologische Vegetationszeit“ von Bluhbeginn bis Laubfallbeginn definiert, die sich bei Apfel um 0–10 Tage bzw. bei Birne um 8 Tage in den Fruhling – aber nicht in den Herbst – verlangerte.