ZusammenfassungDie Studie untersucht den Einfluss zweier pädagogischer Prozessqualitätsmerkmale – des Gebrauchs von Sprachlehrstrategien (Input-Strategien, Modellierungs- und Korrekturtechniken und Output-Strategien) und der dialogischen Qualität der Konversation – auf die Sprachentwicklung von Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren. Die Prozessqualität wird dabei sowohl als unabhängige Einflussgröße des kindlichen Sprachzuwachses wie auch als Übertragungsmechanismus für eine Qualifizierungsmaßnahme zur alltagsintegrierten Sprachbildung im Elementarbereich untersucht. Die Daten wurden in einem Prätest-Posttest-Follow-Up-(Intervention-Kontrollgruppen‑)Design erhoben. Die Sprachkompetenzen der Kinder wurden breitgefächert in den Bereichen des Wortschatzes, des Sprachverständnisses, der Grammatik sowie der auditiven Gedächtnisleistungen gemessen. Gruppenbezogene Maße der Prozessqualität wurden auf Basis von Videoaufnahmen der Fachkraft-Kind-Interaktionen ermittelt. Im Rahmen von Mehrebenen-Mediationsanalysen wird gezeigt, dass unterschiedliche Zustände der Dialogqualität zu Beginn der Erhebung Verbesserungen des morphologischen Regelwissens, Satzgedächtnisses und Satzverständnisses zum zweiten Messzeitpunkt und Zuwächse im Satzverständnis auch zum dritten Messzeitpunkt vorhersagen. Demgegenüber wirken sich Veränderungen der Dialogqualität im Interventionszeitraum positiv auf parallele Veränderungen im phonologischen Arbeitsgedächtnis sowie in der Gedächtnisspanne für Wortfolgen aus. Input-Strategien beeinflussen die Sprachentwicklung der Kinder in den Bereichen des expressiven Wortschatzes, des morphologischen Regelwissens, des Satzgedächtnisses sowie des Satzverständnisses. Die Wirkungen werden dabei durch Zuwächse in der Nutzungshäufigkeit der Input-Strategien im Interventionszeitraum hervorgebracht und treten in parallelen und/oder langfristigen Veränderungen der Sprachleistungen zutage. Während die Output-Strategien keinen Effekt auf die Sprachentwicklung haben, wirken sich die Modellierungs- und Korrekturtechniken auf viele Kompetenzbereiche, die durch den Einsatz der Input-Strategien gefördert werden, negativ aus. Die Befunde werden unter methodischen Gesichtspunkten diskutiert. Die Mediationsanalysen belegen insgesamt das Potenzial der Dialogqualität und Input-Strategien für die Übertragung von Fortbildungsinhalten alltagsintegrierter Sprachbildungsprogramme auf die kindliche Sprachentwicklung.
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