In meinem Artikel habe ich die Pseudo-Plutarchischen Ausführungen über die Aufführungspraxis der iambischen Poesie in der archaischen Epoche auf ihre Glaubwürdigkeit hin untersucht. Nach Ps.-Plutarch machte Archilochos einererseits den Anfang mit der auf einem Instrument begleiteten Rezitation von lamben und führte andererseits das Singen von lamben ein. Obgleich diese Information aus einem Werk des 2. Jh. n. Chr. stammt, wird sie durch frühere Quellen teilweise bestätigt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß der Autor der Schrift De Musica seine Information dem von Glaucos im 5. Jh. V. Chr. verfassten Buch περί τῶν άρχαίων ποιητῶν τε καί μουσικῶν entnahm. Wir haben Grund für diese Annahme, da Ps.-Plutarch in einem Passus, der sich auf die von Archilochos eingeführten rhythmischen Erneuerungen bezieht, Glaucos als seinen Gewährsmann hatte. Seine Ausführung über die Aufführungsweise der lamben folgen unmittelbar auf diesen Passus. Dies läßt es sehr wahrscheinlich erscheinen, daß auch diese Notiz derselben Quelle entnommen wurde. Die wichtigere Bestätigung für die Glaubwürdigkeit dieser Information findet sich in Platos Gesetzten, (935 e) und einem Passus aus Lysanias’ Werk περί ἰαμβογράφων (ap. Ath. 14. 620c). Der Ausdruck τίνος ἰάμβων μελῳδίας (Leg. 935 e) impliziert, daß lamben μελῳδίαι besassen, d.h. gesungen wurden. Bei Lysanias findet sich wiederum ein Vermark über die rhapsodischen Vorführung mancher lamben von Semonides. Die rhapsodische Vorführung kann die Rezitation zur musikalischen Begleitung bedeuten, was der bei Ps.-Plutarch angegebenen Information entspricht, daß einige von lamben παρά τήν κροϋσιν rezitiert wurden. Obwohl wir über keine Quellen verfügen, die die Existenz der beiden von Ps.-Plutarch erwähnten Vorführungsweisen der iambsichen Poesie in der archaischen Epoche bestätigen, gibt es jedoch Testimonien, die diese Vorführungsweise für die klassische Periode implizieren. Diese Tatsache steigert bedeutend die Glaubwürdigkeit der Ps.-Plutarchischen Überlieferung.