ZusammenfassungDer Beitrag widmet sich aus einer geschlechterhistorischen Perspektive der Geschichte von sowie Diskussionen über einen konstatierten Anstieg von Frauenalkoholismus in der Bundesrepublik. Seit den 1950er Jahren beklagt der psychiatrische, pädagogische und psychologische Diskurs einen zunehmenden weiblichen Alkoholkonsum und macht die Frauenemanzipation als dessen Ursache aus. Der Artikel beleuchtet die männlich dominierten Debatten über Frauenalkoholismus bis 1968 sowie anschließend einsetzende feministische Kritiken. Er analysiert die in den Diskussionen über „die trinkende Frau“ zum Ausdruck kommenden Veränderungen der gesellschaftlichen Rolle von Frauen sowie zeitgleich sich formierende wissenschaftlich-patriarchale Gegenbewegungen. Dabei zeigt der Beitrag zum einen, wie ein klassischer Suchtbegriff aufgrund des Scheiterns medizinischer Behandlungsversuche erodiert und durch neues psychosoziales Erklärungswissen ersetzt wird. Zum anderen verdeutlicht er, wie die Frauenselbsthilfe sich dieses Wissen aneignet und neu interpretiert.
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