An sechs ausgewachsenen, mit Pansennstein versehenen Ochsen wurde der Einfluß des Ernährungsniveaus auf die Passage des Verdauungsbreis aus dem Reticulorumen und durch den gesamten Verdauungstrakt untersucht. Die Tiere erhielten eine gemischte Ration, die in der DM im Mittel aus 43 % Grassilage, 25 % Maissilage, 30 % Konzentratfutter und 2 % Mineralfutter bestand und bei drei Ernährungsniveaus vorgelegt wurde: Erhaltungsbedarf und 1,5facher sowie 2facher Erhaltungsbedarf. Gefüttert wurde 2mal täglich, ab 7 Uhr und ab 19 Uhr. Die Versuchsanordnung entsprach einem doppelt besetzten 3×3 lateinischen Quadrat mit Versuchsperioden von 21 Tagen. Zu Beginn jeder Versuchsperiode erhielten die Tiere Einmaldosen der Marker Titan(IV)‐oxid (TiO2) mit dem Konzentratfutter und Cr‐EDTA als unverdünnte Lösung direkt in den Pansen. Kotproben wurden nach der Markergabe rektal über 120 h hinweg entnommen. Passageparameter wurden mit Hilfe unterschiedlicher Schätzverfahren ermittelt, wobei ein monoexponentielles und ein biexponentielles Modell, Modelle mit Gamma‐Zeitabhängigkeit sowie ein Modell, in dem die mittlere Verweildauer des Markers im gesamten Verdauungstrakt als Mittelwert aller Punkte der Marker‐Exkretionskurve berechnet wird, verwendet wurden. Mit steigendem Ernährungsniveau nahm die Passagerate von TiO2 aus dem Reticulorumen zu, die mittlere Verweildauer im gesamten Verdauungstrakt nahm ab. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Modellansätze stimmten mit wenigen Ausnahmen gut überein. Außerdem zeigte sich eine gute Übereinstimmung zwischen den Ergebnissen der TiO2‐Passage und den Werten, die andere Versuchsansteller für die Passage kleiner, prinzipiell passagefähiger Teilchen bei ähnlichen Rationstypen ermittelten. Auch für Cr‐EDTA nahm die Passagerate aus dem Reticulorumen mit steigendem Ernährungsniveau zu, die mittlere Verweildauer im Reticulorumen und im gesamten Verdauungstrakt nahm ab. Es zeigten sich jedoch Differenzen zwischen den Modellansätzen mit oder ohne Zeitabhängigkeit. Die Anpassung an den Kurvenverlauf der Cr‐EDTA‐Ausscheidung mit dem Kot war bei den Modellen mit Gamma‐Zeitabhängigkeit unbefriedigend. Für beide Marker ergaben alle verwendeten Modelle übereinstimmend eine deutliche Beschleunigung der Passage aus dem Reticulorumen bzw. eine deutliche Verkürzung der Verweildauer im Reticulorumen und im gesamten Verdauungstrakt, wenn das Ernährungsniveau von der Deckung des Erhaltungsbedarfes auf das 1,5fache des Erhaltungsbedarfes angehoben wurde.
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