In dieser Übersicht wird die Bedeutung von sekundären Pflanzenstoffen (phytochemicals) bei der Krebsentstehung, -vorbeugung und -bekämpfung erörtert. Sekundäre Pflanzenstoffe sind niedermolekulare Verbindungen, die häufig biologisch aktiv sind. Es kann sich dabei um akut toxische, chronisch toxische oder auch genotoxische Substanzen handeln. Viele haben aber auch protektive oder kurative Eigenschaften. Im Zusammenhang mit Krebs und Krebsentstehung können sie zytostatische, antikanzerogene, antioxidative oder immunmodulierende Wirkungen entfalten. Sekundäre Pflanzenstoffe lassen sich verschiedenen biogenetischen Stoffgruppen zuordnen: Terpenoide, Alkaloide, Produkte des Shikimisäurewegs, Polyketide und schwefelhaltige Verbindungen. Zu den (potenziell) kanzerogenen sekundären Pflanzenstoffen zählen Pyrrolizidinalkaloide, einige Anthranoide und nitroaromatische Verbindungen. Einige Stoffe, besonders Phorbolester, müssen als Tumorpromotoren eingestuft werden. Kanzerogene entstehen auch bei der Verarbeitung oder Lagerung von Lebensmitteln. Zu den nützlichen sekundären Pflanzenstoffen (dietary phytochemicals) zählen Carotinoide und Polyphenole. Während der Einfluss von Phytoestrogenen (PhytoSERMs) bezüglich Krebsentstehung oder -prophylaxe kontrovers diskutiert wird, scheinen Glucosinolate das Risiko von Krebserkrankungen zu senken. Wichtige protektive Stoffe wie die Ballaststoffe und Phytosterole zählen nicht zu den sekundären Pflanzenstoffen im engeren Sinne. Andererseits zählen potente Krebsmedikamente wie die Mitosehemmer (Colchicin-Derivate, Vinca-Alkaloide und Taxane) und einige Hemmstoffe der DNA-Topoisomerasen (Podophyllotoxin-Derivate, Camptothecin-Derivate) zu den sekundären Pflanzenstoffen. Zusammenfassend muss man erkennen, dass es nicht ganz einfach ist, sekundäre Pflanzenstoffe in „gut” oder „schlecht” einzuteilen.