Das 31. San Antonio Breast Cancer Symposium bestätigte den seit Jahren bestehenden Trend weg von risikoorientierter Behandlung hin zur maßgeschneiderten Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms. Wie auch in den vergangenen Jahren wurden zu gleichen Teilen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung und Präklinik sowie klinische Studien vorgestellt und diskutiert. Neben den klassischen Themen wie antihormoneller, zielgerichteter Therapie und Chemotherapie standen in diesem Jahr auch disseminierte Tumorzellen im wissenschaftlichen Fadenkreuz. Immer wieder wurde auf Unterschiede in der primären Tumorentstehung im Gegensatz zur Metastasierung (Metastasensuppressorgene, Unterschiede im Ansprechen bestimmter Therapeutika in der adjuvanten oder palliativen Situation) hingewiesen. Im Bereich der antihormonellen Therapie der postmenopausalen Patientin zeigten die Aromatasehemmer erneut ihre therapeutische Überlegenheit gegenüber Tamoxifen bei zum Teil deutlich mehr Nebenwirkungen. Auch für upfront in der Adjuvanz eingesetztes Letrozol konnte in der Intention-to-treat-Analyse der BIG-1-98-Studie kein Gesamtüberlebensvorteil gezeigt werden. Nachdem in der TEAM-Studie auch für Exemestan ein Vorteil im Ansprechen gegenüber Tamoxifen demonstriert werden konnte, wird unser Upfront-Portefeuille um diese Substanz erweitert. Bei der Vorstellung der 36-Monate-Follow-up-Daten der ZOFAST-Studie konnte die signifikant geringere Knochendichteabnahme bei Zoledronsäurebehandlung bestätigt sowie ein signifikant besseres krankheitsfreies Überleben demonstriert werden. Dafür scheinen, das haben andere Studien (AZURE) bestätigt, direkte tumordestruierende Wirkungen zuständig zu sein. Im Bereich der Chemotherapie und der zielgerichteten Therapien konnte jetzt erstmalig auch in der Neoadjuvanz gezeigt werden, dass die Kombination von Chemotherapie und Trastuzumab neben einer deutlichen Ansprechverbesserung auch mit einer Prognoseverbesserung verbunden ist. Bei metastasierten Patienten erhärten sich die Fakten für einen Nutzen der Therapie mit Trastuzumab jenseits des Progresses. Wie bereits für andere Antikörper und Small Molecules konnte auch für Lapatinib die Überlegenheit in einer Kombination mit Letrozol im Gegensatz zur Monotherapie mit Letrozol bei metastasierten Her-2/neu hormonrezeptorpositiven Patienten gezeigt werden. Neue Substanzen wie Neratanib, ein Pan-ErbB-Tyrosinkinase-Hemmer und T‐DM1 (ein Konjugatwirkstoff aus Trastuzumab und Deacetylmaytansin, einem Spindelgift) wurden in ersten Studien getestet und verdienen eine weitere wissenschaftliche Beschäftigung.
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