ZusammenfassungProduktivität, Bedarf und Effizienz der Futter‐ und Stickstoffverwertung von grasgefütterten, frischlaktierenden Kühen unter hochalpinen BedingungenIm vorliegenden Versuch wurden drei Gruppen zu je sechs Tieren (zwei davon in verschiedenen Saisonen geweidet, eine im Stall gehalten) nach einer 2wöchigen Talperiode (400 m über N.N.) für 8 Wochen in ein hochalpines Gebiet (2000 m über N.N.) transportiert. Der alpine Aufenthalt war in drei Meßabschnitte unterteilt (Woche 1, Wochen 2 und 3 sowie Woche 8). Futterzusammensetzung, ad libitum‐Aufnahme an Futter und Nährstoffen sowie die Verdaulichkeit der organischen Substanz wurden wiederholt unter Anwendung der doppelten Indikatormethode gemessen. Meteorologische Daten und Milchleistung wurden durchgehend, Milchzusammensetzung und Lebendmasseveränderungen (nach mehrstündiger Nüchterung) in bestimmten Abständen erfaßt.Die klimatischen Bedingungen während der alpinen Versuchszeit zeichneten sich durch eine insgesamt höhere Abkühlungsrate aus, ohne jedoch extreme Werte zu erreichen. Zwischen den beiden Saisonen bestanden gewisse Klimaunterschiede. Die Aufnahme an Futter und an verdaulicher organischer Substanz war im Tal auf der Weide etwas niedriger als im Stall. Im Gegensatz dazu lagen die Werte auf der alpinen Weide signifikant über der Aufnahme im alpinen Stall. Bei Unterstellung der üblichen Bedarfswerte für Erhaltung im Tal und in Ruhe sowie für Milchleistung lag die berechnete Zufuhr mit Nettoenergie im Tal sowie im alpinen Stall unter dem Bedarf, während die Kühe auf der alpinen Weide 31% mehr als der errechnete Bedarf aufnahmen. Die Lebendmassen waren im alpinen Bereich in allen Gruppen gleichermaßen um durchschnittlich 42 kg niedriger als im Tal. Bei Weidehaltung ging die Milchleistung während der zehn Wochen Versuch deutlich von 28,0 kg auf 13,0 kg zurück und damit noch stärker als im Stall (von 29,4 kg auf 15,7 kg). Die Veränderungen in den Milchinhaltsstoffen verliefen bei allen Gruppen gleich. Auf Basis der erhöhten freiwilligen Nettoenergieaufnahme und dem berechneten Ausmaß an Körperenergiemobilisierung der Stalltiere läßt sich abschätzen, daß der Erhaltungsbedarf mehr als das Doppelte des Ruhebedarfs im Tal betragen haben dürfte. Die Daten legen zudem nahe, daß eine gewisse Langzeitadaptation mit der Folge einer Bedarfsreduzierung stattfand. Die Futterverwertung ging nicht nur im Verlauf des Experiments zurück, sondern war bei Weide während des gesamten alpinen Aufenthalts schlechter. Im Gegensatz zur Talperiode lag die Verwertung des aufgenommenen Stickstoffs zur Milch‐N‐Bildung bei den geweideten Tieren mit im Mittel 19,3% signifikant unter den 27,3%, die bei den Tieren im Stall gemessen wurden. Dies war eine Folge der unvermeidlich höheren N‐Aufnahme zur Sicherstellung der Energieversorgung auf der Weide bei dennoch etwas geringerer Milch‐N‐Ausscheidung.