Abstract
ZusammenfassungHintergrundWohnungslosigkeit ist Ausdruck und Folge einer komplexen Problemlage, die die medizinischen und sozialen Versorgungssysteme in Deutschland vor große Herausforderungen stellt. Etwa 3 Viertel der wohnungslosen Menschen leiden an psychischen Erkrankungen. Ziel dieser Studie war es, Assoziationen zwischen psychischen Erkrankungen und Wohnungslosigkeit zu untersuchen.Material und MethodenEs wurde eine Sekundärdatenanalyse von Patient*innendokumentationen eines Berliner Gesundheitszentrums für Obdachlose durchgeführt. In die explorative Studie eingeschlossen wurden Daten von 112 wohnungslosen Patient*innen, die dort zwischen den Jahren 2006 und 2020 versorgt wurden.ErgebnisseBei 84,9 % der Patient*innen lagen psychische Erkrankungen bereits vor dem Beginn der Wohnungslosigkeit vor. Assoziiert mit einem frühen Beginn der Wohnungslosigkeit waren die Faktoren niedrige Schulbildung sowie Drogenabusus. Eine lange Dauer der Wohnungslosigkeit war mit den Faktoren Alkoholabusus sowie Haftaufenthalte assoziiert. Jede erneute Episode der Straßenobdachlosigkeit war mit einer durchschnittlichen Verlängerung der Dauer der Wohnungslosigkeit um 7,9 Monate assoziiert.DiskussionDa psychische Erkrankungen wichtige Einflussfaktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Wohnungslosigkeit sind, sollten vermehrt präventive Strategien sowie spezialisierte Angebote für diese vulnerable Gruppe geschaffen werden. Insbesondere wiederkehrende Episoden der Straßenobdachlosigkeit sollten so weit wie möglich verhindert werden. Der Zusammenhang zwischen Inhaftierungen und Wohnungslosigkeit legt nahe, dass eine intensivere Begleitung bei der Wiedereingliederung nach Haftentlassung erforderlich ist.
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