Abstract

Zusammenfassung. Die zunehmend auch in sozialtheoretischen Diskursen beachte­te Forschung Michael Tomasellos erhebt deiktische Gesten zum entscheidenden Umschlagpunkt zwischen animalischen und spezifisch menschlichen Interaktionsfor­maten. Auf einer mentalistischen Grundlage scheut Tomasello nicht davor zurück, das Zeigen qualitativ gleichzusetzen mit der gesprochenen Sprache und es zur ontogene­tisch und phylogenetisch frühesten Form humanspezifischer kooperativer Kommuni­kation zu erklären. In diesem Beitrag sollen zunächst aus der ausdruckstheoretischen Anlage des Forschungsprogramms resultierende Widersprüche und Zirkularitäten auf­gedeckt werden, um anschließend unter Zuhilfenahme der Arbeiten Karl Bühlers eine funktionalistische Analyse der von Tomasello in verschiedenen Beispielen dargeleg­ten deiktischen Qualität vorzunehmen, die auch ein neues Licht wirft auf Tomasellos Erklärung des Übergangs zur gesprochenen Sprache. Abschließend wird gezeigt, dass Tomasellos Ansatz kaum verlässliche Aussagen zur sozialen Praxis sowie zur Genese von kognitiven Vermögen und Kontaktmitteln generiert, dass seine Erkennt­nisse zur kognitiven Leistungsfähigkeit von Kindern und nichtmenschlichen Primaten aber unterstützend hinzugezogen werden sollten, um den tatsächlichen Übergang zur menschlichen Sprache näher zu entschlüsseln.

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