Abstract

ZusammenfassungDemenzielle Erkrankungen sind mehr als neurodegenerative Erkrankungen des Gehirns. Um diese These plausibel zu machen, präsentiert der vorliegende Aufsatz philosophische, psychologische und literaturwissenschaftliche Perspektiven auf demenzielle Erkrankungen. Aus einer philosophisch-psychologischen Perspektive wird dabei zunächst gezeigt, dass das Selbst von Menschen mit Demenz auch mit fortschreitendem Krankheitsverlauf nicht seine lebensgeschichtliche Tiefe verliert. In einem zweiten Schritt wird darauf aufbauend argumentiert, dass demenzielle Erkrankungen nicht nur die erkrankte Person selbst, sondern immer auch ein soziales Beziehungsgefüge betreffen. Als eine Option, mit den daraus resultierenden Belastungen umzugehen, wird die Beschäftigung mit kreativen Aktivitäten vorgestellt. Basierend darauf wird schließlich die Frage erörtert, welche Einsichten die Auseinandersetzung mit literarischen Demenzdarstellungen bereithalten kann. Hervorgehoben wird dabei neben der Möglichkeit der mimetischen Annäherung an die Innenperspektive erkrankter Personen vor allem das Potenzial, gedankliche Resonanz- und Assoziationsräume zu öffnen. Mit der Beschreibung dieser unterschiedlichen disziplinären Perspektiven liefert der vorliegende Aufsatz keine umfassende Analyse demenzieller Erkrankungen, sondern versteht sich vielmehr als Einladung, weitere Sichtweisen ins Spiel zu bringen und so das Gesamtbild zu vervollständigen.

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