Abstract

Zusammenfassung Im Gegensatz zu den ungezählten symbolischen oder allegorischen Deutungen, mit denen Goethes Märchen seit zwei Jahrhunderten überschüttet worden ist, wird hier von einer nüchternen Formanalyse ausgegangen. Der Fokus richtet sich auf die unterhaltende Funktion der Geschichte; so gesehen repräsentiert diese programmatisch als „Märchen“ betitelte Erzählung in erster Linie ein bewusst bunt, vergnüglich und rätselhaft gestaltetes Spiel der Einbildungskraft voller Wunder und Verwandlungen. Zusätzlich hat Goethes Blick auf die zeitgenössische Märchenmode deutlich ironische (distanzierende) Akzente gesetzt, die freilich in ihrer Subtilität nur einem gebildeten Publikum verständlich werden. Darüber hinaus versucht dieser Beitrag, die strikte Unterscheidung zwischen einer „Poesie der Ungebildeten und Gebildeten“, die Jacob Grimm 1808 als „ewig gegründet“ postuliert hat, aufzuweichen; sie möchte diesen gattungstheoretischen Graben, der seither die Märchen (mit den damals neuen Begriffen) in „Volksmärchen“ und „Kunstmärchen“ trennt, nach über 200 Jahren bis zu einem gewissen Grade einebnen.

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