Abstract

Die Rede von Resonanz ist im Bereich der Psychotherapie verbreitet und zugleich uneinheitlich. Ausgehend von der vergleichenden Diskussion verschiedener Verwendungsweisen wird Resonanz als Beziehungsmodus verstanden. Dieser setzt über das Erleben von Resonanzerfahrungen hinaus auch die frühkindliche und durch Zwischenleiblichkeit geprägte Entwicklung von Resonanzfähigkeit voraus. Darüber hinaus werden drei weitere «Resonanzachsen» (materiale Resonanzachse, Selbstachse der Resonanz, existenzielle Resonanzachse) identifiziert, die als Ressource für die Psychotherapie gewichtet werden. Resonanz wird als dynamischer, zeitlich übergreifender Beziehungsprozess beschrieben. Sofern die Psychotherapie als eine korrigierende Beziehungserfahrung verstanden wird, kommt dem bewussten Umgang mit der therapeutischen Resonanz eine Schlüsselrolle bei der Überwindung von psychischen Störungen zu. Unbewusste Mechanismen wie Übertragung und Gegenübertragung beeinflussen die Resonanzerfahrung. Eine tragende therapeutische Beziehung setzt zwischenmenschliche Resonanzerfahrungen voraus und profitiert von ihnen als Katalysatoren für die Therapiemotivation und als Hoffnungsträger für nachhaltige Veränderungen der innerseelischen Struktur. Resonanz in der Psychotherapie ist entsprechend mehr als ein momentanes Erleben, sie entspricht auch einer stabilen psychischen Disposition, die auf Vertrauen und Offenheit ausgerichtet ist.

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