Abstract
ZusammenfassungSuizidversuche gelten als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Suizide. Vor diesem Hintergrund wurden in den letzten Jahren diverse Psychotherapieangebote für Personen nach einem Suizidversuch entwickelt und untersucht. Im Rahmen dieses Artikels wird der aktuelle Stand der Effektivitätsforschung zusammengefasst, es werden Beispiele für erfolgreiche suizidfokussierte Psychotherapieprogramme gegeben und der gegenwärtige Forschungs- und Wissensstand wird kritisch reflektiert. Die Ergebnisse von 2 aktuellen Cochrane-Reviews zur Psychotherapie nach selbstverletzendem Verhalten im Kindes‑, Jugend- und Erwachsenenalter sowie Befunde aus 14 weiteren Metaanalysen zur psychologischen Suizidprävention, die in den vergangenen 5 Jahren publiziert wurden, werden überblicksartig dargestellt.Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) haben sich als effektiv erwiesen. Insgesamt sind die gemittelten Effektstärken jedoch von geringer Größe und diverse methodische Probleme verunmöglichen weitreichende Schlussfolgerungen. Grundsätzlich kommt der suizidspezifischen Psychotherapie in der individuumszentrierten Suizidprävention besondere Bedeutung zu; die empirische Fundierung und Dissemination entsprechender Programme sind jedoch noch unzureichend.
Highlights
Vor diesem Hintergrund sollen im Folgenden verschiedene Formen der KVT skizziert werden: die kognitive Therapie fürsuizidale Patient*innen(KT-SP; [31]), die kurze kognitive Verhaltenstherapie zur Suizidprävention (KVT-SP; [32]) und das Attempted Suicide Short Intervention Program (ASSIP; [33])
Sämtliche dieser Behandlungsprogramme haben sich in ersten Studien als effektiv erwiesen [10] und entsprechen den oben genannten Kriterien
Alle diese Techniken und Strategien werden in gleicher oder vergleichbarer Form auch in der kognitiven Verhaltenstherapie nichtsuizidaler Patient*innen eingesetzt – sie sind wenig spezifisch
Summary
Im Rahmen von 2 aktuellen CochraneReviews haben Witt et al [6, 7] Studien zur Effektivität psychosozialer Interventionen bei der Behandlung von Erwachsenen und von Kindern/Jugendlichen zusammengefasst. Bei einer weitgehend unzureichenden Studiengüte fanden sich bei Erwachsenen Hinweise darauf, dass kognitive Verhaltenstherapie (KVT) 6 (OR 0,52, 95 % Konfidenzintervall (KI) 0,38–0,70; n = 1260; Anzahl der Studien (k) = 12) und 12 Monate (OR 0,81, 95 % KI 0,66–0,99; n = 2458; k = 9) nach Therapieende zu einer Reduktion erneuter Selbstverletzungen beiträgt [6]. In weiteren Studien erwiesen sich die mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) und eine auf Emotionsregulation fokussierende Gruppentherapie als effektiv hinsichtlich einer Reduktion selbstverletzenden Verhaltens. Alles in allem findet sich in Metaanalysen – mit variierenden Einschlusskriterien – ein präventiver Effekt psychotherapeutischer Interventionen auf die Rate von Patient*innen, die erneute Suizidversuche und/oder Selbstverletzungen vornehmen, sowie auf die Reduktion von Suizidgedanken. Die Ergebnisse von 2 aktuellen Cochrane-Reviews zur Psychotherapie nach selbstverletzendem Verhalten im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter sowie Befunde aus 14 weiteren Metaanalysen zur psychologischen Suizidprävention, die in den vergangenen 5 Jahren publiziert wurden, werden überblicksartig dargestellt.
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