Abstract

Fragestellung: Depressionen und Angststörungen stellen die häufigsten psychischen Erkrankungen dar und sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Eine beachtliche Anzahl an Frauen leidet unter diesen psychischen Erkrankungen vor, während oder nach einer Schwangerschaft. Eine Schwangerschaft kann durch eine bereits vorbestehende oder neu auftretende Erkrankung erschwert werden. Im Gegensatz dazu haben sowohl die Angststörung als auch die Depression in ihrer klinischen Präsentation während der Schwangerschaft wenig Aufmerksamkeit erhalten. In diesem Artikel wird die aktuelle Literatur zu diesem Thema zusammengefasst mit dem Ziel, eine Übersicht über die Prävalenz und die klinische Präsentation depressiver Erkrankungen und Angststörungen im Prä- und Peripartalzeitraum zu geben. Klinische Implikationen werden diskutiert. Um in der Praxis ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, werden zuerst die Erkrankungen dargestellt, um dann auf die in der Literatur aufgeführten Schwangerschaftskomplikationen einzugehen. Im Vordergrund steht dabei die klinische Bedeutung dieser Erkrankungen. Des weiteren werden aktuelle Behandlungsoptionen und ein einfaches Screeninginstrument, an dem man sich im Alltag orientieren kann, vorgestellt. Methodik: Es wurde eine Datenrecherche in elektronischen Datenbasen (Medline, PubMed) in englischer Sprache anhand der Schlüsselwörter „Schwangerschaft“ und „Depression“ oder „Angststörung“ sowie „niedriges Geburtsgewicht“, „Wachstumsretardierung“, „Frühgeburt“ oder „Behandlung“ durchgeführt. Insgesamt 59 englischsprachige Artikel, publiziert innerhalb der Jahre 1986–2009 blieben nach Durchsicht übrig und wurden ausgewertet. Ergebnisse: Als Auswirkungen hoher Level an Depressivität und Angst auf die Schwangerschaft werden in aktuellen Studien besonders die intrauterine Wachstumsrestriktion sowie eine Frühgeburt herausgestellt. Eine Reihe von Autoren konnten hier Zusammenhänge demonstrieren. Über den Pathomechanismus herrscht Uneinigkeit. Am wahrscheinlichsten werden Regulationen über die Cortisolachse angenommen, was im Tierversuch demonstriert werden konnte. Die Diagnosestellung bedarf häufig der interdisziplinären Zusammenarbeit, um eine reaktive Symptomatik von tatsächlichen Psychopathologien zu unterscheiden. Behandlungsoptionen reichen von psychologischer Unterstützung bis hin zur Therapie mit Psychopharmaka. Schlussfolgerung: Angststörungen und depressive Erkrankungen zählen bei Frauen in den reproduktiven Jahren zu den häufigsten psychischen Störungen. Ihr Erscheinungsbild ist heterogen. Gerade das Erkennen dieser Erkrankungen in der Schwangerschaft und der Umgang mit ihnen ist erschwert. Unter der Annahme, dass sowohl die Erkrankung selbst durch Angst, Depression und Stress, jedoch auch eine psychotrope Medikation den Feten in seiner Entwicklung beeinflussen können, befindet sich der behandelnde Arzt in einem Dilemma. Sowohl die Behandlung als auch die Nichtbehandlung kann negative Konsequenzen nach sich ziehen. Eine frühzeitige Erkennung, Diagnosestellung und Zuführung zu Behandlungsangeboten stellt eine Möglichkeit dar, bereits präpartal entstehende Komplikationen zu mildern und postpartalen Störungen vorzubeugen.

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