Abstract
Zusammenfassung Hintergrund: Bei Melanomen, die im Gesicht lokalisiert sind, lassen sich die am Körper üblichen Sicherheitsabstände aus funktionellen und ästhetischen Gründen nicht realisieren. In der Literatur fehlen kontrollierte Studien zu Sicherheitsabständen bei Gesichtmelanomen. Bei den Melanompatienten der Universitäts‐Hautklinik Tübingen (1980 – 1999) wurde retrospektiv analysiert, welche klinische Parameter und operativen Strategien die Prognose bei Gesichtsmelanomen beeinflussen. Die Bedeutung der lückenlosen histologischen Kontrolle der Exzisatschnittränder (3D‐Histologie) sollte validiert werden. Patienten und Methodik: Die untersuchten 368 Melanome des Gesichts machten 9,3 % aller 3 960 Primärmelanome im klinischen Stadium I/II und 63 % der Melanome des Kopf/Hals‐Bereichs aus. Ergebnisse: Operationen, die mehrzeitig durchgeführt wurden, eine Exzisonsbiopsie zur Diagnosesicherung gefolgt von einer späteren Nachexzision mit definitivem Sicherheitsabstand oder eine Nachexzision bei histologisch unvollständiger Primärexzision, waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für das rezidivfreie Überleben verbunden (p = 0,0007), jedoch ohne prognostische Bedeutung für das Gesamtüberleben. In der multivariaten Analyse waren Invasionslevel (p = 0,0049), Ulzeration (p = 0,011), 3D‐Histologie (p = 0,027) und die Einhaltung definierter Sicherheitsabstände (Tumordicke ≤ 1,00 mm: 10 mm; > 1,00 mm 20 mm; LMM 5 mm unter Einsatz der 3D‐Histologie) (p = 0,033) unabhängige signifikante Risikofaktoren für das rezidivfreie Überleben. Für das Gesamtüberleben konnten Invasionslevel (p = 0,032), Ulzeration (p = 0,029), 3D‐Histologie (p = 0,0047) als unabhängige signifikante Risikofaktoren identifiziert werden. In der multivariaten Analyse konnte für den histologischen Tumortyp keine prognostische Bedeutung nachgewiesen werden. Schlußfolgerung: Aufgrund dieser Ergebnisse können auch reduzierte Sicherheitsabstände im Gesicht als ausreichend sicher eingeschätzt werden. Die 3D‐Histologie ermöglicht eine weitere Reduzierung der Sicherheitsabstände, kann subklinische Tumorausläufer erkennen und ist mit einer besseren Prognose bei Patienten mit Gesichtsmelanomen assoziiert.
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