Abstract

Im Bestand des Grünen Gewölbes und in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden sowie in den Mineralogischen Sammlungen der TU Bergakademie in Freiberg lassen sich historische Belegstücke eines gestreiften, gelblich-grünlich bis braun gefärbten Jaspis („Diaspro giallo e verde rigato“) nachweisen, die sich einem bereits in der Antike bekannten Fundort bei Giuliana auf Sizilien zuordnen lassen. Auf das Fundgebiet bei Giuliana geht die heute für fein gebänderte Chalcedone verwendete Bezeichnung „Achat“ zurück, die ursprünglich für den sizilianischen Jaspis benutzt wurde und von dem alten Flussnamen „Achates“ abstammt. Bemerkenswert ist, dass alle in den sächsischen Sammlungen aufgefundenen Objekte aus sizilianischem Jaspis aus einigen wenigen Ausgangsstücken gewonnen wurden, für deren Herkunft in den historischen Katalogen der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden die Ausgrabungsstätte der Stadt Herculanum (Herculaneum) bei Neapel angegeben wird. Herculanum ist einer der klassischen Orte der römischen Antike, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Aufmerksamkeit von Italienreisenden aus ganz Europa auf sich zog. Es kann angenommen werden, dass der Jaspis in römischer Zeit als Dekorstein von Sizilien nach Herculanum und von dort als authentisch antikes Material im 18. Jahrhundert nach Sachsen gelangte. In Dresden wurde er von dem am sächsischen Hof angestellten Goldschmied und Geheimen Kämmerer Heinrich Taddel (und später auch von dem durch Taddel protegierten Hofjuwelier Johann Christian Neuber) und von zwei weiteren Angestellten des sächsischen Hofes, dem Kanzeleikopisten Johann Carl Schlipalius und dem Oberhofmarschall Joseph Friedrich Freiherr zu Racknitz zu Sammlungs- und Präsentationszwecken verwendet. Die genannten drei Hauptakteure waren nicht nur durch ihre Sammelleidenschaft, sondern auch über die Freimaurerei eng miteinander verbunden. Als Bestandteil des von Heinrich Taddel wohl vor 1776 zusammengestellten Steinkabinettes gelangte der sizilianische Jaspis Anfang des 19. Jahrhunderts in die Sammlung des Grünen Gewölbes in Dresden, andere Stücke nach dem Bankrott von Johann Christian Neuber 1795 durch eine Auktion letztlich an die Bergakademie in Freiberg und die ursprünglichen Spolien beziehungsweise deren Reste unter anderem über den Ankauf der Sammlung des Freiherrn zu Racknitz 1805/06 in die damaligen kurfürstlich-königlichen Mineralsammlungen.

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